Detroit ist vom Aufstieg und Niedergang der Automobilindustrie geprägt. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wuchsen die kleinteiligen Wohnviertel in der Detroiter Eastside um die nahegelegenen Chrysler-Werke zu wahren Teppichen an. Dem Bedeutungsverlust des Industriezweigs folgten Abwanderung, Leerstand und Verfall. Mittlerweile ist die Bebauung östlich der Innenstadt über weite Strecken stark ausgedünnt, in vielen Straßen stehen nur noch einzelne Häuser zwischen brachliegenden Grundstücken. Nachdem die Stadt 2013 insolvent ging und damit ihren Tiefpunkt erlebte, bemüht sie sich seither um den Strukturwandel. Dabei setzt sie unter anderem auf die Ansiedlung von Kulturprojekten und Start-ups zur Revitalisierung Detroits.
An einer typischen Straßenecke des East Village, rund vier Meilen nordöstlich von Downtown Detroit entstand nun durch den Umbau einer ehemaligen Großbäckerei samt Lagerhaus das Kunstzentrum Lantern mit gemischter Nutzung für die Nachbarschaft. Die Pläne stammen von OMA (New York) und dem Team um Partner Jason Long. Beauftragt wurde der 2024 fertiggestellte Bau vom Library Street Collective, das seit über zehn Jahren Kunst- und Kulturprojekte in Detroit fördert. Gegründet wurde die Organisation von den Immobilienentwicklern, Kunstsammlern und Galeristen Anthony und JJ Curis.
Das Kunstzentrum ist Teil ihres Little-Village-Programms zur Wiederbelebung der Gegend. Lantern dient künftig als Sitz für zwei lokale gemeinnützige Organisationen im Bereich von Kunst und Vermittlung. Auf rund 2.000 Quadratmetern Nutzfläche beherbergt es zudem eine Mischung aus Galerien, Künstlerateliers und -werkstätten, Raum für öffentliche Veranstaltungen samt Bar und Café sowie Flächen für gemeinnützigen Einzelhandel.
OMA griffen verhältnismäßig wenig in die beiden Bestandsgebäude ein. Der zweigeschossige, rote Ziegelbau wurde saniert, wobei die Innenwände roh und unverputzt blieben. Der fast 200 Quadratmeter große Innenhof, um den sich die verschiedenen Nutzungen im Gebäude organisieren, bildet den gemeinschaftlichen Mittelpunkt des Komplexes. Große Fenster zur Straße hin verstärken den einladenden nachbarschaftlichen Charakter.
Der langgestreckte und massive Betonquader des ehemaligen Lagerhauses auf der Südseite des Grundstücks wurde grundsätzlich ebenfalls belassen. Allerdings ließen die Architekt*innen in die zuvor geschlossenen Fassaden 1.353 Löcher bohren und darin zylindrische Glasblöcke einsetzen. Diese Perforierung lässt nun Licht ein- und auch ausfallen und verwandelt den monolithischen Baukörper tatsächlich in eine Art Laterne. Der Name des neuen Kunstzentrums spielt jedoch auch auf die Leuchtturmfunktion an, die es künftig in der Nachbarschaft einnehmen soll. (uav)
Fotos: John D'Angelo, Jason Keen
Zum Thema:
Im Rahmen der Revitalisierungsversuche entstand in den vergangenen Jahren auch eine experimentelle Wohnsiedlung, während der Bau des geplanten Monroe Blocks in Downtown Detroit seit Jahren stockt.
Das Team um Jason Long realisierte zuletzt weitere Umbauten für Kulturstandorte, darunter in Houston und Jersey City.
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Klein | 27.06.2024 13:26 Uhrund
Fein.
Und keine Angeberei.
OMA mal etwas anders. Tut auch mal gut.