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09.08.2019

Vielseitiges (Een-)Werk

Kunstraum in Amsterdam von Barend Koolhaas


Wie vom Himmel in die Baulücke gefallen wirkt das Eenwerk auf den ersten Blick, während es da so zwischen den Amsterdamer Neorenaissance-Reihenhäusern steht. Auf den zweiten Blick offenbart es sich jedoch als ein Projekt, das ganz bewusst räumliche und programmatische Grenzen verschiebt. In der Nähe des Amsterdamer Vondelparks hat Barend Koolhaas (Amsterdam), Architekt und Rem-Neffe, mit seinem Debütgebäude Eenwerk einen vielseitigen Kunstraum geschaffen, der die Beziehungen von Autor, Werk, Ausstellung und Archiv im Hinblick auf Privatheit und Öffentlichkeit thematisiert.

Auf drei Geschossen mit insgesamt 155 Quadratmetern stellt der Kurator und Grafiker Julius Vermeulen jeweils eine künstlerische Arbeit aus. Dazu lädt er Künstler*innen in den den aus Stahl konstruierten und mit Basaltstein verkleideten Neubau ein, vor Ort an ihrem Werk zu arbeiten. Im nebenstehenden Altbau lebt der Bauherr mit seiner Partnerin, der Grafikerin Irma Boom, deren Studio IBO dort im Erdgeschoss ansässig ist. Um den seitlichen Öffnungen des Altbaus nicht das Licht zu nehmen, ist das Eenwerk gestaffelt nach hinten versetzt. So bilden sich die drei Ebenen des Neubaus zur straßenseitigen Fassade ab, die skulpturalen Basaltelemente schließen die Fassade partiell.

Das Eenwerk soll nicht nur Ausstellungsraum sein. Durch die räumlichen Bedingungen wie Raumhöhe, Licht und Schatten oder Bezug zum Außenraum wurde versucht, einen heterogenen Ort zu schaffen, der sowohl die Künstler*innen als auch die Besucher*innen herausfordert, mit der Architektur zu interagieren. Im Erdgeschoss befindet sich eine nordseitig belichtete 4,5 Meter hohe Garage, deren große Schiebetür sich zum Garten öffnet und die auch mal Platz für 100 Menschen bieten kann. Das mittlere, für Ausstellungen oder Lesungen genutzte Geschoss ist offen und verfügt über zwei großflächig verglaste Fassaden zur Nord- und Südseite. Es ist laut Architekten als eine Art Werbetafel zu verstehen, die der Öffentlichkeit die Aktiväten des Eenwerks präsentiert. Das mit Polycarbonat-Elementen ausgestattete, helle Studio im Dachgeschoss soll tatsächlich neben der künstlerischen Arbeit auch zum Anpflanzen von Gemüse genutzt werden können.

Durchbrüche im Mauerwerk verbinden das neue Kunsthaus mit dem angrenzenden Altbau in der Horizontalen: Eine aus dicken Aluminiumplatten gefertigte Treppe führt beispielsweise vom IBO Studio direkt in Booms mit experimentellen Büchern ausgestatte, halböffentliche Bibliothek. Mit diesem fortwährenden räumlichen und programmatischen Austausch, dem Wechsel zwischen Produktion und Präsentation beabsichtigten Koolhaas sowie das Bauherrenpaar der Architektur selbst zu einer aktiven Rolle zu verhelfen, die nicht nur einem Werk Fläche bietet, sondern selbst zum Werk wird. (kg)

Fotos: Iwan Baan


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