Eng schmiegen sich die turmartigen Bauten aneinander, der rote Backstein scheint vor dem Grün eines naheliegenden Waldes sanft zu leuchten. Es ist eine Architektur, die irgendwo zwischen einer Ansammlung archaisch anmutender Tempelbauten, Schornsteinen und gigantischen Termitenhügeln oszilliert. Entworfen hat sie der Künstler Luo Xu, der 1956 in der Region geboren ist und hier eine ganze Reihe dieser ikonischen Bauten errichtet hat. Die sakral anmutenden Räume dienen dabei oftmals ganz profanen Funktionen als Hotels oder Weingüter. In diesem Fall sind es unter anderem eine Galerie und ein Restaurant, dessen innenarchitektonische Ausgestaltung Cheng Chung Design (Hong Kong) verantworteten.
Der kleine Ort Dongfengyun befindet sich in der Nähe von Mile City in der südchinesischen Provinz Yunnan. Hier liegt ein Areal von mehr als 2.000 Quadratmetern mit Skulpturen unterschiedlichster Stilrichtungen – das Aboriginal Nest von Luo Xu. Dieser wuchs während der Kulturrevolution auf und musste sich in einer Porzellanfabrik, auf dem Feld, als Bauarbeiter und Kaninchenzüchter verdingen, bevor er seinen Traum als Künstler verwirklichen konnte. 1988 zog er die Aufmerksamkeit des Bildhauers Qian Shaowu auf sich und durfte in der Kunstakademie in Peking studieren. Das Aboriginal Nest versteht Luo Xu als einen Ort für Kunst und das freie Fließen von Gedanken. Einen Höhepunkt des Parcours bildet nun das 50% Cloud genannte architektonische Ensemble aus Backstein.
Direkt an einem kleinen See gelegen, führen Treppen über mehrere Plateaus – inspiriert von den in der Region kultivierten Reisterrassen – zum Eingang des Restaurants. Das Innere ist in einen großen Raum mit 330 Quadratmeter und einen kleinen Raum mit 120 Quadratmeter aufgeteilt. Im zentralen Raum spannen sich Rundbogen von drei Pfeilern strahlenförmig in alle Richtungen auf. Die organisch geformten Ziegelsteinwände führen – mit starkem Vertikalzug und sich nach oben verjüngend – zu den Oberlichtern, durch die ein diffuses Licht einfällt.
Das Ensemble dient auch als Ausstellungsort für Skulpturen und beherbergt außerdem seit kurzem die 50% Cloud Artists Lounge. Beim Interieur des Restaurants nehmen Cheng Chung Design die geschwungenen Formen auf. Hinsichtlich der Materialität setzten sie überwiegend auf gediegenes Holz und gedeckte Farbtöne. Durch eine gelungene Lichtführung wird die dichte Atmosphäre der Räume zusätzlich unterstrichen. (stu)
Fotos: Cheng Chung Design
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Stefan Frischauf | 14.04.2021 14:01 UhrGeht's hier um Architektur, oder um Kalter Kriegs-Rhetorik?
Der erste Kommentar hier gebietet eine Replik zur Architektur, zur Region Yunnan und zu China, einem Land mit nun 1,4 Mrd. Menschen.
Also: Yunnan liegt im Südwesten Chinas, Richtung Mekong, Goldenes Dreieck zu Laos, Myanmar und Thailand. Auch Offizielle sagen, dass China im Osten aussieht wie Europa (sehr reich und hoch entwickelt), in der Mitte wie Asien (agrarisch geprägt, u.a. Sichuan mit weiten Korn- und Getreideebenen), im Westen wie Afrika (viele ethnische Minderheiten, wilde Topographie: Sinkiang, Gansu im Norden (Wüste und Steppe), Tibet und Qinghai in der Mitte (Hochgebirge) und Yunnan im Südwesten (tropischer Regenwald).
Daraus erklärt sich auch der Gebrauch von gebrannten Ziegeln statt Lehmziegeln für diese sonst schnell erodierten "Termitenhügel".
Abgesehen davon, Herr Sebastian Illichmann: Der "wilde chinesische Westen" wird in den letzten Jahren nicht nur von Parteiseite nur für Parteibonzen entwickelt. Über den Aufwand kann man streiten. Das kann man aber dann auch bei der Elbphilharmonie, die den Steuerzahler Faktor 10 der ursprünglich veranschlagten ersten Schätzungen gekostet hat.
Und: reduzieren Sie Deutschland und Architektur aus den 1930ern / 40ern auch auf das "Dritte Reich", @Sebastian Illichmann?
Die Ziegelgewölbe insgesamt sind schön, sehr anspruchsvoll konstruiert. Und Yunnan ist eine spannende Region, Kunnming, die Hauptstadt immer noch eine sehr schöne Stadt.