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18.04.2011

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Bilbao goes Britain

Kunstmuseum von Chipperfield eröffnet


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Die Briten buhlen um den Bilbao-Effekt: Einst war das Küstenstädtchen Margate ein beliebtes Ausflugsziel im Südosten Englands. Aber dann wurden die Touristenströme immer mehr zu Rinnsalen. Jetzt soll das ein neuer Prestigebau ändern: Am vergangenen Samstag weihte die britische Skandalkünstlerin Tracey Emin das von David Chipperfield Architects entworfene „Turner Contemporary“-Museum ein.

Der nüchterne Galeriebau soll dem heruntergekommenen  Seebad, das mit einer Arbeitslosenquote von rund 20 Prozent zu kämpfen hat, neues Leben einhauchen – Bilbao goes Britain also. Aber im Gegensatz zu Frank O. Gehrys schimmernder Museumsforelle an der baskischen Küste besticht Chipperfields Neubau durch strukturierte Einfachheit. Im Profil erinnern die auf sechs rechteckigen Grundrissen errichteten Hallen mit Pultdach an einen Industriebau mit Sheddächern. „Ich wollte, dass das Gebäude etwas Unschuldiges, Naives hat. Es ist einer strengen Geometrie unterworfen und sollte bewusst nichts Anspruchsvolles, Mondänes ausstrahlen“, erklärt Chipperfield in einem Interview mit der Deutschen Welle. Daher orientierten sich auch die Innenräume an der Schlichtheit von Künstlerateliers.

Namensgeber ist der britische Maler William Turner, der einen Teil seiner Kindheit in dem Seebad verbrachte. Schiffe, Licht und Meer prägten die romantischen Landschaftsbilder des Künstlers, der als Vorläufer des Impressionismus gilt. Turner war der Überzeugung, dass man in der Umgebung von Margate den schönsten Himmel Europas finde. Regelmäßig besuchte er als Erwachsener den Küstenort und logierte in einem Gästehaus am Pier. An dieser Stelle wurde das Museum errichtet, das sich nun vor jener rauen Küstenlandschaft erhebt, die dem Maler im 19. Jahrhundert als Inspirationsquelle diente. Das besondere Licht des Orts sei auch Ausgangspunkt für den Museumsentwurf gewesen, so Chipperfield: „Die Galeriefenster lassen das Nordlicht herein - und holen so das Licht vom Meer in den Raum.“


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Kommentare
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5

frank | 20.04.2011 14:25 Uhr

unprätentiös oder banal?

Wenn man den Bildern Glauben schenken darf, dann schrammt das Museum städtebaulich an der Belanglosigkeit von Hafenspeichern aus dem Fertigteilbaukasten entlang und zwar nicht im Sinne Le Corbusiers, der die Schönheit der Ingenieursbauwerke zu schätzen wusste.
Eine unprätentiöse Architektur muss umso mehr Wert auf Proportion und Fugenbild legen, dann kann sie überzeugen. Das scheint hier eher mäßig gelungen zu sein. Im Modell erscheinen die einzelnen Gebäudekörper noch sehr aufgelockert und spannend - der Eindruck später ist dann doch ernüchternd.
Und innen? Etwas unmotiviert werden Spotschienen und Lichtdecken kombiniert, die Räume erscheinen stark asymmetrisch durch die Tatsache, dass nur ein Shed den ganzen Raum aufhellen soll. Hier wird die Idee aus dem Städtebau eher zur Zwangsjacke, die ein flexibles Ausstellungskonzept verhindert.

4

jonathan | 19.04.2011 13:27 Uhr

überzeugend

Dieses Gebäude erinnert an riesenhafte erstarrte Wellen, nicht unpassend in unserer Zeit, oder an Schutzwälle, die dem Meer standhalten; überzeugend hat sich die aus Margate stammende Künstlerin Tracey Emin in den britischen Medien dazu geäußert. Sie kennt vor Ort jeden Winkel und findet das Gebäude extrem gut und bezeichnet die Umsetzung als Fortschritt, gerade für die Bewohner_innen. Daß es keine sanfte,´romantisierende´ Architektur ist, erschließt sich von selbst und daher ist die Formensprache mit Sicherheit gerade konträr zu W. Turners Zeit (1775-1851) gedacht bzw. charakterisiert womöglich auch Turners Epoche auf eine Art: aus Sicht der Romantiker war es doch der Abschied von der ´guten alten Zeit´, auf die sie ihr Klagelied anstimmten. Die meisten von ihnen lehnten sich, zurück blickend, gegen das aufkommende Industriezeitalter auf. Das Rauhe liegt ausserdem in Margate selbst begründet, ist zum Teil auf Turners Bildern zu sehen und wurde skulptural umgesetzt. Der Raum wird zudem optimal genutzt und das Gebäude strahlt trotz der harten Schale und befremdenden Kompaktheit Lebendigkeit von innen nach aussen und in die Umgebung aus-auch je nach Licht und Jahreszeit. Bauen ist ein komplizierter Prozeß und mit Auflagen verbunden: Chipperfield und seinem Team ist es meiner Meinung nach gelungen, ein äußerst sinnvolles Gebäude zu realisieren, das den Ort dauerhaft bereichert.

3

Inga | 19.04.2011 11:15 Uhr

losgelöst

finde den titel etwas unglücklich gewählt...es sollte eigentlich heißen, dass der bilbao-effekt langsam abgelöst wird...endlich! klare formensprache tut einfach gut!

2

frank O. | 18.04.2011 16:49 Uhr

bilbao?

das ding steht zwar auch in einer küstenstadt (ähnlich wie bilbao) , noch dazu sogar direkt am strand...
aber diesem gebäude einen sog. bilbao-effekt zuzuordnen... ich weiß nicht.
so speziell, ikonografisch, ist es auch nicht, dass es sogar die touristen-masse anlocken würde....kann ich mir nicht vorstellen...

grüsse nach deutschland franky o.

1

dave | 18.04.2011 15:41 Uhr

ui!

das hat der david aber nicht selbst entworfen, oder? ist auch gut so! endlich mal was anderes aus dem stelenbüro!

 
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