Das Shanghaier Atelier Deshaus gehört schon länger zu den interessantesten Büros Chinas. Seit seiner Gründung 2001 haben die beiden Partner Liu Yichun und Chen Yifeng ihre Vorstellungen einer konzeptionell radikalen Architektur in vielen Projekten kontinuierlich umgesetzt – ob mit einem Jugendzentrum (2013), mit dem privaten Long Museum West Bund (2014) oder einem temporären Pavillon (2016). Ihr jüngstes Projekt ist wieder ein Museum, diesmal für zeitgenössische Kunst in Taizhou, einer noch recht jungen Stadt etwa 350 Kilometer südlich von Shanghai.
Dem Museum kommt in der neuen Stadt eine besondere Rolle zu: Es ist das kulturelle Paradeprojekt für die Konversion eines ehemaligen Industriegebiets mit etlichen Fabrik- und Lagergebäuden, die schrittweise zu einem „Kultur- und Kreativpark“ umgewandelt werden. Atelier Deshaus schreiben, dass ihr Entwurf eine Beziehung zu den umliegenden Gebäuden „im Stil der ehemaligen Sowjetunion“ aufnimmt. Insbesondere der roh belassene Ortbeton und die Struktur der Tonnengewölbe, die stützenfreie Hallen im Inneren ermöglicht, sorgen für klare Bezüge zur Industriearchitektur. Die konstruktiven Bögen sind auch auf der Gebäudehülle ablesbar.
Als auffällige Wellenstruktur prägen die Tonnengewölbe zum Beispiel die Südfassade. Hier liegt der Eingang an einem Stadtplatz, der – zumindest nach den ursprünglichen Plänen – noch durch einen westlichen Anbau mit Café und Museumsshop belebt werden soll. Die Struktur der Tonnengewölbe begleitet den Weg ins Foyer und dann, in wechselnde Richtungen weisend, durchs Gebäude. Das Lichtsystem wurde in die Streben des Gewölbes integriert. Das Museum bietet auf fünf Ebenen 2.450 Quadratmeter Nutzfläche, davon 960 Quadratmeter für Ausstellungen. Diese verteilen sich auf acht große, teilweise zweigeschossige Räume. An der Treppe sind diese jeweils um eine Etage versetzt, sodass Besucher auf ihrem Weg Blicke zurück nach unten oder in die noch vor beziehungsweise über ihnen liegenden Räume werfen können.
Auf der obersten Etage dreht der Blick mit den Tonnengewölbe nach Westen, der Besucherrundgang endet auf einer offenen Terrasse. Von dort aus sieht man eindrucksvoll den Gipfel des Fengshan. „Die Struktur begleitet die Besucher, gibt Orientierung und schafft letztlich eine Verbindung vom Platz vor dem Museum bis zum Ausblick auf den nahen Berg“, schreiben die Architekten.
Das Museum wurde 2019 eröffnet, auch wenn weiter unklar ist, wer es dauerhaft betreiben soll. Wir zeigen hier Fotos einer Doppelausstellung mit zeitgenössischer Kunst aus China, die im April und Mai 2019 zu sehen war. Im Februar 2020 wurde das Museum aufgrund der Corona-Krise geschlossen. (fh)
Fotos: Tian Fangfang
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solong | 07.04.2020 10:27 Uhrbefremdliche begeisterung
... was soll dieser ... "pseudozwangserzieherische" kommentar ... aussagen ?? ... hier ist ein architekturforum ... warum immer die hier meinen "reingrätschen" zu müssen die davon offensichtlich nichts verstehen ... ist eigentlich nur ärgerlich + ändert nichts an der herausragenden qualität diese gebäudes ...