Die PXL ist eine große Universität im ostbelgischen Hasselt, deren Geschichte bis 1837 zurückreicht und deren verschiedene Fachrichtungen sich heute über mehrere Campusse in der ganzen Stadt verteilen. Eines der jüngsten Zentren der Universität hat sich im Nordosten der Altstadt entwickelt, entlang der vierspurigen Ringbahn R71. Die meisten Gebäude der Universität hier stammen aus den Nachriegsjahrzehnten, es sind wuchtige, freistehende Gebäude in allen Spielarten der Nachkriegsmoderne. An dieser Stelle sollte auch der große Neubau für die Abteilung MAD, Media, Arts and Design, entstehen: 14.000 Quadratmeter vor allem für Vortrags- und Gruppenräume, Ateliers sowie die Werkstätten der IT-Studienrichtung. Den internationalen Architektenwettbewerb gewann 2016 das lokale Büro a2o architecten.
Die Architekt*innen entwickelten den Neubau als über 100 Meter langen Riegel, der einen soliden nördlichen Abschluss für den offenen, baumbestandenen Campus formt. In seinem Raster bezieht er sich auf die bestehenden Gebäude südlich. Der große Parkplatz wurde entfernt und durch begrünte Zwischenräume ersetzt, die den Neu- mit den Altbauten verbinden sollen. Die Materialien des neuen Hauses sind Backstein, Stahl und Beton, die Farbpalette besteht vor allem aus Rot- und Brauntönen. Über dem zentralen Ausstellungs- und Veranstaltungssaal ragt mittig ein Backsteinturm in die Höhe, der seine Fenster zur Straße nach Norden und an den Seitenwänden hat. Zum Campus hin zeigt er sich dagegen als imposante, geschlossene Ziegelwand, was ihm das Aussehen eines robusten Industriegebäudes verleiht.
Dieser Eindruck wird im Inneren von einem Raster aus Pfeilern und Deckenträgern aus Beton unterstrichen. In diesem Raster lassen sich mit relativ wenig Eingriffen immer wieder leichte Trennwände einziehen, um so Studios von verschiedener Größe zu schaffen. A2o haben dafür eine Reihe von Modulen aus Holz und Glas vorgegeben. Die architektonische Idee ist, dass sich das Innere des Gebäudes immer wieder mit der Arbeit der Student*innen wandelt. Ein Korridor ist nicht vorgesehen, stattdessen erschließen sich die verschiedenen Studios als Enfilade von Räumen, um den Austausch zwischen den Kursen und Fachbereichen zu verstärken. Nach außen öffnet sich dieser zweigeschossige Bereich über große Schiebetore zur Terrasse und zum Campus.
„Die rigide Struktur des Gebäudes“, schreiben die Architekt*innen, „erzeugt so eine tolerante Kulisse, die je nach Nutzungsszenario verändert werden kann, ohne gleichzeitig ein neutrales Gebäude zu sein. Das Haus ist in einem permanenten Prozess von Kreation und Mutation.“ Wer daran zweifelt, kann sich auf der Webseite der Hochschule noch bis Ende März auf eine virtuelle Tour durch die neuen Studios begeben und sehen, wie sich vor allem die Fachbereiche „Freie Künste“ und „Juwelen- und Goldschmiedekunst“ bereits in den neuen Räumen eingerichtet haben. (fh)
Fotos: Stijn Bollaert
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STPH | 03.03.2021 13:03 UhrTragwerk kommt wieder
Tragwerk innen und flächige Hülle außen ist ein spannungsreiches abstraktes Zusammenspiel von Linie und Fläche. Irgendwie Haut und Knochen. Nicht nur deswegen ein organisches Bauen der formal sich ergänzenden Gegensätze.
Das sich die ganzen Baukörper noch linear zueinander fügen, noch getoppt vom dem Steg, wiederum als Tragwerk, eskaliert das Thema ins gewaltige einer Industrieanlage.
Industrie als Bautyp wie Kathedrale.
Lineare Hochhäuser in flächiger Hülle und linearem Tragwerk innen, etwa Bild 3 links, ergibt ein stabiles Dreieck der Gegensätze.