Sep Ruf hatte die Akademie der Bildenden Künste Nürnberg 1952-54 als lockere Abfolge von vier Patio-Pavillons in einem Wald nahe des Nürnberger Tierparks errichtet. Nun wurde dort ein Erweiterungsbau fertig, den das Berliner Büro Hascher Jehle Architektur entworfen hat.
Der Neubau mit Seminarräumen, Malsaal und Ateliers liegt parallel zu den denkmalgeschützten Atelierbauten und bildet dazwischen einen Hof aus, den die Architekten als „Akademie-Campus“ bezeichnen. Der langgestreckte, eingeschossige Baukörper entwickelt sich entlang der Erschließungsstraße. In Analogie zu der Architektur von Sep Ruf ist das Gebäude in drei getrennte, rechteckige Pavillons gegliedert, die unter einer zusammenhängenden Dachlandschaft positioniert sind. Alle drei haben offene Innenhöfe und überdachten Verbindungswege. „Auf diese Weise wird der Neubau zu einer durchlässigen Schnittstelle zwischen Stadt- und Kunstgeschehen“, erläutern die Architekten.
In dem mittig angeordneten „Kommunikationspavillon“ sind zentrale Funktionen wie Caféteria, großer Malsaal, Bilderlager und Multifunktionsraum untergebracht, die teilweise öffentlich zugänglich sind. Der begrünte Innenhof des benachbarten Atelierpavillons ist von überdachten Gängen mit schlanken Stahlstützen umgeben, die an die Wandelhalle eines Kreuzgangs erinnern sollen. Im dritten Pavillon, der ebenfalls einen Innenhof hat, befinden sich die Seminarräume.
Das Gebäude wird außen von Sichtbeton-, Glas- sowie Stahlblechflächen geprägt. Bewegliche Schiebeelemente aus Streckmetall dienen dem Sonnenschutz. Die Ateliers werden durch Sheddächer und Oberlichtbänder gleichmäßig belichtet. Innen sorgen weiß gestrichener Gipsputz und rohe Betonoberflächen für einen Werkstattcharakter.
Insgesamt haben die Architekten versucht, durch den bewussten Rückgriff auf die Nachkriegsmoderne „eine bauliche Tradition neu zu begründen“.
Fotos: Svenja Bockhop, Berlin
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Ehemaliger | 28.10.2014 12:36 UhrTrauriger Anblick
Wer den alten Campus vor dem Umbau kannte, wird diesen schmerzlich vermissen. Ein radikaler Eingriff, der versucht das Original in Teilen zu imitieren, aber dessen Brillianz bis ins Detail nie erreicht. Rufs Struktur- und Erschliessungskonzept haben die Entwurfsverfasser nicht durchdrungen- durch den Neubau stehen Klassenpavillons plötzlich mit der Rückseite zueinander. Übernommen wurde dagegen das überkommene Meisterklassensystem der 50er. Hier hätte konzeptionelle Eigenständigkeit und mehr Mut bei respektvollem Abstand eher überzeugt. So bleibt unterm Strich leider eine vertane Chance und die Erinnerung an ein einmaliges Ensemble im Grünen (die meisten Bäume sind inzwischen gefällt).