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20.06.2019

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Ruhr Ding: Territorien

Kunst im polyzentrischen Ballungsgebiet


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Bis zum 30. Juni 2019 findet in Bochum, Dortmund, Essen und Oberhausen das „Ruhr Ding“ statt. Die Kombination von spannenden Orten und eigens entwickelten Kunstprojekten passt bestens zum polyzentrischen Metropolenraum. Anna-Lena Wenzel hat sich umgesehen.

Von Anna-Lena Wenzel


Die Urbanen Künste Ruhr gingen als Organisation bereits 2012 aus den Aktivitäten rund um das Kulturhauptstadt-Projekt Ruhr.2010 hervor. Nach bisher mehrjährigen Ausstellungszyklen soll das Programm in Zukunft etwas gestrafft jährlich wechseln. „Ruhr Ding“ ist die erste Ausgabe des neuen Formats, das Britta Peters als künstlerische Leiterin der Urbanen Künste entwickelt hat. Peters, die zuvor Kuratorin der letzten Skulptur Projekte Münster war, versammelt unter dem Titel „Territorien“ 22 künstlerische Produktionen und platziert sie an oftmals sehr prägnanten öffentlichen Orten in Bochum, Dortmund, Essen und Oberhausen. So entdeckt man Kunst und zugleich das kontrastreiche Ruhrgebiet: Es gibt unter anderem Arbeiten im imposanten expressionistischen Rathaus in Oberhausen, das von früherem Wohlstand kündet. Oder in der ehemaligen Waschkaue der Kokerei Hansa in Dortmund, einem Symbol für das Ende der Industrialisierung. Und beim Opelwerk in Bochum, das zur Zeit demontiert wird. Eine Entdeckung ist auch die Trauerhalle des Bochumer Friedhofs im Stil der Nachkriegsmoderne von Ferdinand Keilmann, die eine Installation von Ivan Moudov beherbergt. Und die Filmarbeit von Ariane Loze im Europa-Kino in Oberhausen, das, in den 1950er Jahren gebaut, schon lange geschlossen ist.

So betritt man kunstuntypische Orte, in denen sich verschiedene Personengruppen mischen. Man sitzt im Wartebereich des Rathauses neben Bürger*innen und schaut gemeinsam auf eine mehrteilige Filminstallation von Nicole van Harskamp oder betritt mit dem Ruhrturm eine in die Jahre gekommene Gewerbeimmobilie. Dort spielt man in einem unterirdischen Gang, der beständig von Aldi-Mitarbeiter*innen auf dem Weg zum Sport durchlaufen wird – ein Computerspiel von Lawrence Lek. Durch Kooperationen mit Institutionen vor Ort – beispielsweise dem Folkwang-Museum in Essen oder dem Hartware MedienKunstVerein in Dortmund –, in denen einzelne Positionen beziehungsweise eine ganze Ausstellung zu sehen sind, werden zudem bestehende Kunstorte einbezogen. Auch das sorgt für eine abwechslungsreiche und überzeugende Mischung. Sie führt dazu, dass Ruhr Ding nicht temporär wie ein Ufo landet, sondern sich längerfristig in das Ruhrgebiet einschreibt.

Wie die Orte sind auch die Arbeiten sehr divers: Sie reichen von Malerei über Skulptur und Sound- und Wandarbeiten bis zu dokumentarischen Formaten, die sich mit konkreten Phänomenen und Ereignissen vor Ort auseinandersetzen. Achim Lengerer erinnert beispielswiese mit Tonspuren an einen Streik auf dem Werksgelände in Köln-Niehl 1973, während Eva Busch und Julia Nitschke ihre Recherche zur feministischen Bewegung in Bochum in den 1970er und ’80er Jahren vorstellen. Neben lokalen Akteur*innen wie kitev (Kultur im Turm), einem Kollektiv aus Oberhausen, sind auch international bekannte Positionen wie Alexandra Pirici oder Henrike Naumann dabei.

Das Programm der Urbanen Künste Ruhr umfasst neben den ausgestellten künstlerischen Projekten auch ein Aufenthaltsprogramm für Künstler*innen, eine Veranstaltungsreihe mit dem Namen Wandersalon und das Vermittlungsprogramm Irrlichter, bei dem man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder in Kombination von Fahrrad und öffentlichem Nahverkehr die Ausstellungsorte erkunden kann. Dabei wird Wert daraufgelegt, neben Kunstwerken auch die Umgebung unvoreingenommenen in den Blick zu nehmen. Hier geht das Ziel, sich dem „Territorium“ des Ruhrgebiets zu widmen, voll auf. Dabei bezieht sich der Titel nicht nur auf das Territorium als konkretem Ort, sondern auch auf das Verhältnis von Territorium und Identität – im Ruhrgebiet aufgrund seiner von  Migration geprägten Geschichte besonders interessant. Die erste Ausgabe von Ruhr Ding ist ein lohnenswerter Ausflug in die Anti-Metropole, für den man ein bisschen Zeit mitbringen sollte – zwei Wochenenden bleiben dafür zum Glück noch.

Ruhr Ding: Territorien

Verschiedene Orte in Bochum, Dortmund, Essen und Oberhausen, noch bis zum 30. Juni 2019. Der Eintritt zu allen Kunstwerken ist frei, Öffnungszeiten Dienstag, Mittwoch und Sonntag 11–18 Uhr, Donnerstag, Freitag und Samstag bis 20 Uhr.

www.urbanekuensteruhr.de



Zum Thema:

Bei den Urbanen Künsten Ruhr waren wir schon öfters zu Gast, beispielsweise mit der Baunetzwoche#325 zum Thema Ruhr-Wandel.


 
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„Another Weekend“ von Stefan Marx am Burgwall 18 in Dortmund.

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Nicoline van Harskams Installation „Mein Name ist Sprache“ befindet sich um Wartebereich des Oberhausener Rathauses.

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„Die Dauercamperin“ von Sam Hopkins auf dem Parkplatz neben dem ehemaligen Hoesch-Verwaltungsgebäude in Dortmund.

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„Bitter Things“ von bi’bak in der Friedrich-Karl-Straße 4 in Oberhausen.

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