Diese silbern schimmernde Kuppel inmitten einer sanften Hügellandschaft am Genfer See ist bereits spektakulär, aber mit einer weiteren Besonderheit warten Bernard Tschumi Architects bei diesem neuen Kulturzentrum auf: Der Konzertsaal mit seinen 900 Sitzen ist komplett aus OSB-Pressholzplatten gebaut. Damit sei dies der erste und einzige Musiksaal überhaupt, der aus recyceltem Baumaterial entwickelt wurde, so die Architekten. Und das für die wohlhabende Schweiz!
Dennoch wird hier auf dem Campus eines Internats ein Kulturprogramm stattfinden, das dem begüterten Land angemessen ist: Renommierte Orchester sollen hier gastieren, Filme gezeigt und Theaterstücke vorgeführt werden. Die Carnal Hall in der Schweizer Gemeinde Rolle besitzt neben ihrer Recycle-Box zusätzlich ein Theater, Konferenzsäle, eine Bibliothek und ein Restaurant.
Im Zentrum der Carnal Hall steht der Konzertsaal, der als geschlossener hölzerner Baukörper den Kern des Baus bildet. Die anderen Räumlichkeiten und Säle gruppieren sich um diesen OSB-Kern herum. Stahlträger bilden das Gerüst der Kuppel, Träger und Mauern aus Beton halten sie. Die Gestaltung des Gebäudeinneren reduzierten Tschumi-Architekten auf drei Materialien: Beton, das Holz der OSB-Platten und Glas.
Mit 5.000 Platten aus Edelstahl haben Bernard Tschumi Architekten den Kuppelbau außen verkleidet. Nach Science-Fiction sieht die silbern schimmernde Wölbung mit ihren 80 Metern Durchmesser schon aus. Ihre fremdartige Form ist aus der Überlegung entstanden „ausreichend abstrakt“ sein zu müssen – so formulieren es die Architekten, um sich in das umliegende, historisch gewachsene Gebäudeensemble des Internats Le Rosey zu integrieren. Anstatt also einen „Kampf um die Formen“ einzugehen, ist die Kuppel mit ihren verschiedenen verglasten Öffnungen und Ausschnitten Tschumis Friedensangebot an die wechselhafte Architektur der bestehenden Internatsbauten. (sj)
Fotos: Iwan Baan, Christian Richters
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