Ein Riese hat sich ganz offensichtlich zu schaffen gemacht am Praça Largo da Devesa, dem zentralen Platz der portugiesischen Kleinstadt Castelo Branco. Die Oberfläche des Platzes wurde verschoben, gefaltet und gedrückt, sodass sich nun in der Mitte das Wasser sammelt. Und in der Ecke steht ein seltsames Objekt, wie kürzlich hier vergessen – auf zwei Beinen balancierend, silbrig-glänzend und hölzern-schuppig, mit schmalen Schlitzen aus Glas, aber anscheinend ohne Zugang. Keine Frage, das neue Kulturzentrum von Josep Lluís Mateo (Barcelona) will nicht einfach gefallen, sondern die Bürger herausfordern.
Allerdings trügt der Eindruck, dass sich das Haus verschließt. Im Gegenteil, überquert man den Platz, wird eine Rampe sichtbar, die den Besucher in die Tiefe führt. Der Weg in das schwebende Volumen führt also über ein verstecktes Untergeschoss, das sich allerdings zur Straße hin öffnet und das neben Verwaltung und Lager auch einen Teil der Ausstellungsfläche beherbergt.
Der skulpturale Baukörper über dem Platz ist dagegen in nur zwei große Räume unterteilt. Eine doppelgeschossige Halle mit Rampe und Galerie bietet hier ausreichend Platz auch für großformatige Kunstwerke. Den künftige Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens von Castelo Branco bildet aber ein Auditorium, das für Theater, Vorträge und Konzerte gedachte ist und auch über eine entsprechende Ausstattung verfügt.
Die Außenhaut des Baukörpers mit seinen kontrastierenden Seiten aus Metall und Holz ist auch tonangebend für die Gestaltung der Innenräume. Dunkel folgt auf hell, weiß auf bunt, zurückhaltend auf knallig und matt auf glänzend. Den größten Kontrast hat sich Mateo allerdings für das Erdgeschoss aufgehoben, das offen unter dem schwebenden Baukörper eher als Teil des Platzes zu betrachten ist. Dem warmen portugiesischen Klima gleichermaßen trotzend wie den Energiepreisen, lädt dort eine Eisbahn zu einem Vergnügen, das man an dieser Stelle nun wirklich nicht erwartet hätte.
Fotos: Adrià Goula
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peter | 09.12.2013 16:14 Uhr@andrea palladio
ganz ihrer meinung.
rauh - gerne, brutal - ja, einfache materialien - nur zu. aber das allein reicht noch nicht. hier fehlt auch mir das gewisse etwas.