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06.12.2021

Perspektive Toskana

Kulturzentrum von Mario Cucinella Architects


Peccioli ist eine der vielen italienischen Gemeinden, die sich auf Hügeln erheben und von einem mittelalterlichen Baubestand voller kleiner Gassen und Plätze geprägt sind. Die Einwohnerzahl ist über die Jahrzehnte stark geschrumpft, aber der Tourismus hat zumindest eine verlässliche Perspektive eröffnet. Neuerdings blickt man von dem nahe Pisa gelegenen Städtchen noch besser in die toskanische Landschaft als zuvor: Nämlich von einer 600 Quadratmeter großen, freitragenden Terrasse, die an der östlichen Hügelseite weit über den Stadtgrundriss hinausreicht.

Die Anlage ist Teil des von Mario Cucinella Architects (Bologna/Mailand) entworfenen Kulturzentrums Palazzo Senza Tempo, das Galerien für Wechsel- und Dauerausstellungen, Arbeits- und Versammlungsräume, eine Mediathek, ein Café und ein Restaurant beherbergt. Angelegt als Verzahnung zwischen sanierten Altbauten und einer zeitgenössischen Erweiterung soll der Gebäudekomplex mit neuen öffentlichen Räumen zur Wiederbelebung des historischen Ortskerns beitragen. Das Revitalisierungsprojekt war denn auch Teil der Ausstellung „Resilient Communities“ im italienischen Pavillon der kürzlich zu Ende gegangenen Architekturbiennale in Venedig.

Der insgesamt circa 2.500 Quadratmeter umfassende „Palazzo“ erstreckt sich über mehrere Höhenebenen und integriert entlang der Via Carraia eine Reihe von Gebäuden aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die für das Projekt saniert und umgenutzt wurden. Sie sind sowohl innen als auch außen über Treppen mit einem zweigeschossigen Neubau verbunden, der auf der tiefer gelegenen Via dei Bastioni anstelle einer Hausruine errichtet wurde.

Zur Talseite hin ist der neue Baukörper großflächig verglast und im Erdgeschoss mit einer vorgelagerten Terrasse versehen. Eine Außentreppe führt von hier aus nach oben auf die Via Carraia, wo die Aussichtsplattform wie ein Finger von der Dachterrasse des Erweiterungsbaus auskragt und dabei einen neuen öffentlichen Platz schafft. Auch das Innere charakterisiert eine imposante Treppe, die durch Sitzstufen dem Raum zugleich die Funktion eines Auditoriums gibt.

Die Altbauzeile behielt ihre kleinteilige Erscheinung, historische Elemente wie Holzbalkendecken und eine steinerne Freitreppe blieben erhalten. Die Architekt*innen intervenierten jedoch mit einer Reihe neuer Öffnungen in Form von Hohlräumen, Oberlichtern und Erkern aus Metall, die mehr Tageslicht ins Innere der Häuser bringen und Ausblicke ermöglichen sollen. Über einen historischen Innenhof, der zugleich als Passage fungiert, wurde ein neues Glasdach gezogen. (da)

Fotos: Duccio Malagamba


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