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23.05.2023
Starke Bezüge in Lothringen
Kulturzentrum von K Architectures
Die französische Gemeinde Villerupt im Norden Lothringens war, ähnlich wie die unweit gelegene luxemburgische Stadt Esch-sur-Alzette, im 20. Jahrhundert für ihre Stahlindustrie bekannt. Diese gründete auf Eisenerzvorkommen im Tal der Alzette und zog mit einem großen Angebot an Arbeitsplätzen auch Tausende Italiener*innen in die Gegend. Sowohl die baulichen Relikte der Industriegeschichte als auch die italienischen Wurzeln zahlreicher Einwohner*innen prägen die kulturelle Identität der Region bis heute. Beide Aspekte fanden Eingang in den Entwurf von K Architectures (Paris) für das neue Kulturzentrum L’Arche, das nördlich des Stadtzentrums von Villerupt im Auftrag des Gemeindeverbands Pays Haute Val d’Alzette realisiert wurde. Das Budget betrug 11,9 Millionen Euro.
L’Arche ist als hybrider Kulturort konzipiert, an dem digitale Kunst, die sogenannte Kreativindustrie und weitere künstlerische Praktiken aufeinander treffen. Unter anderem umfasst der 3.272 Quadratmeter große Neubau ein Kino mit 147 Sitzen, ein Auditorium mit 1.140 Plätzen, ein FabLab, eine Galerie für immersive digitale Kunst und ein Restaurant mit Bar. Wie schon bei einem Theaterbau in Béziers bezogen die beiden Büropartner*innen Karine Hernan und Jérôme Sigwalt ihre Inspiration für die narrative – und in diesem Fall zugleich äußerst massive – Kubatur des Gebäudes aus dem Kontext seines Standortes: Der befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einer monumentalen Steinmauer, die einst eine Verladeplattform für das Eisenerz stützte. Mit der neuen Betonstruktur erhielt sie ein kraftvolles Gegenüber.
Als formale Referenz für ihren Entwurf führen die Architekt*innen die Villa Malaparte auf Capri an. Sie zählt zu den bedeutenden Beispielen rationalistischer Architektur in Italien und erlangte als Kulisse für Jean-Luc Godards Film „Le Mépris“ Berühmtheit. K Architectures griffen die ikonische Form des abgeknickten und abgetreppten Daches auf. Nur führen sie ihre „Freitreppe“ nicht bis zum Boden, sondern lassen sie hoch über der verglasten Eingangsfront enden, in deren Konstruktion das Prinzip der Arkade – noch ein Verweis auf Italien – anklingt. Zum Vorplatz hin läuft die monolithische Form in mehreren schlanken, von Bögen durchbrochenen Stützen aus. Die drei anderen Fassaden sind ebenfalls durch Rundbogenfenster strukturiert, die teils als Blindfenster realisiert wurden.
Im Inneren empfängt ein lichtdurchflutetes Foyer die Besucher*innen. Hier zieht eine im Raum stehende Metalltreppe, die zum Obergeschoss führt, als skulpturales Objekt die Aufmerksamkeit auf sich. Zusammen mit eigens für den Raum entworfenen Leuchten bringt sie eine Ästhetik ins Spiel, die den Bogen zur Industriekultur der Region schlagen soll. (da)
Fotos: Guillaume Amat
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