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16.10.2017

Vorhang auf und zu in Shanghai

Kulturzentrum von Foster und Heatherwick


Es sieht aus wie ein seltsames Musikinstrument – und es bewegt sich. Eine architektonische Interpretation der Drehorgel? Mehrere Stunden am Tag rotiert die Fassadenverkleidung der Fosun Foundation in Shanghai jedenfalls künftig um den Baukörper, begleitet von Musik. Das direkt an der berühmten Uferpromenade Bund gelegene „tanzende Gebäude“ – wie es der Bauherr formuliert – wird den Passanten mit Sicherheit eine skurrile Performance bieten. Der Entwurf für dieses eigenwillige Kunst- und Kulturzentrum ist ein Gemeinschaftsprojekt von Foster + Partners und Heatherwick Studio. Das Gebäude ist Teil des von den beiden Londoner Büros geplanten Mischnutzungskomplexes Bund Finance Center, dessen acht Baukörper Büros, Verkaufsflächen und ein Hotel aufnehmen.

Das neue Kulturzentrum verfügt über drei oberirdische und vier unterirdische Stockwerke, wobei erstere im Wesentlichen von großen Multifunktionsflächen eingenommen werden. Das Erdgeschoss ist als nach zwei Seiten offene Passage angelegt, das oberste Geschoss befindet sich unter freiem Himmel auf dem Dach. Nachts leuchtet hier der Counter Sky Garden, eine Installation des japanischen Künstlers Tatsuo Miyajima, die aus 300 in unterschiedlichen Verläufen blinkenden LED-Lichtern besteht. Auch hier ist also „Choreografie“ beziehungsweise „Tanz“ das Leitmotiv.

Auf rund 4.000 Quadratmetern bietet der auch als Theater bezeichnete Bau eine Bühne für alle möglichen öffentlichen Veranstaltungen wie Ausstellungen, Präsentationen, Konferenzen und Aufführungen. Und da zu einer klassischen Bühne ein Vorhang gehört, wurde ein symbolischer „Schleier“ an der äußeren Gebäudehülle angebracht. Dieser „Schleier“ verdeckt die großflächig verglaste Fassade und den umlaufenden Balkon im zweiten Geschoss zu großen Teilen. Doch wenn er in Bewegung versetzt wird, lüftet er sich hier und da leicht, um sich kurz darauf wieder zu schließen. 

Entwickelt wurde diese Konstruktion in Zusammenarbeit mit Technikern von der Shanghaier Tongji Universität. Sie besteht aus unterschiedlich langen, schmalen Metallrohren aus Magnesiumlegierung, die aus der Ferne an Bambusrohre erinnern und vom dritten Stockwerk bis auf Deckenhöhe des Erdgeschosses herabhängen. Die insgesamt 675 bronzefarbenen Stäbe, zwischen zwei und sechzehn Meter lang, sind in drei hintereinanderliegenden, versetzt gewellten Reihen angeordnet, die sich unabhängig voneinander bewegen lassen, so dass sich immer neue visuelle Effekte und eine verschieden starke Opazität und Verschattung ergeben. Als Inspirationsquelle diente den Architekten dabei nach eigener Aussage der traditionelle Kopfschmuck der chinesischen Krone.

Ein mal mehr, mal weniger verhülltes Gebäude also, das beständig seine äußere Erscheinung variiert. Normalerweise steigert ein Vorhang die Neugier auf das mit seinem Heben beginnende Spektakel. Im Falle der Fosun Foundation ist er das Spektakel. (da)

Fotos: Laurian Ghinitoiu


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