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26.10.2015
Brocken mit Bühne
Kulturzentrum von Dominique Coulon in Strasbourg
So ganz weiß man nicht, welchem Typus dieser Neubau von Dominique Coulon & Associés (Strasbourg) entspricht: Ist es ein Kulturzentrum, ein Theater, ein Verwaltungsbau, eine Kita oder ein Touristenbüro? Im burgundischen Venarey-Les Laumes, einer Gemeinde mit weniger als 3.000 Einwohnern, beherbergt Coulons Multifunktions-Gebäude alles, was an öffentlichen Bildungs- und Kulturaufgaben anfällt. „Pole d’excellence rurale“ nennt sich das dann etwas hochtrabend (im moderaten Deutsch würde es „Mittelpunkt der ländlichen Leistung“ heißen).
Ästhetisch hat sich das Büro aus Strasbourg nicht für die anschmiegsame Variante entschieden. Venarey-Les-Laumes mit seiner Kirche aus dem 13. Jahrhundert und niedrigen Dächern liegt in einer hügeligen Landschaft, Coulons Multifunktionsbau aber bricht großteilig und kantig mit seiner pittoresken Umgebung. Einzig seine Lage an der Bahntrasse legt ihn in ein industrielles Terrain, das mehr mit der Architektur des Neubaus harmoniert.
Coulons zweigeschossiges Gebäude ist geknickt, gefaltet und gekappt. Form und Material trennen Erd- und Obergeschoss. Als geschlossenes Betonvolumen kragt ein oberer Gebäudekörper aus einem verglasten Sockelgeschoss hervor, dessen kupierte Außenwand zur Straßenfront mittig in einem breiten Winkel zusammenläuft. Zur Hinterseite ist es scharf eingeschnitten.
Am Grundriss, vor allem bei dem über zwei Geschosse reichenden Bühnensaal, ist noch zu erkennen, dass Dominique Coulon und sein Team den Bau ursprünglich aus zwei nebeneinander versetzten Quadern entwickelt haben. Diese verbinden die Architekten nun mit einer angewinkelten Hülle und lösen auch in der Raumaufteilung die rechteckigen Konturen auf.
Von außen nur an den rautenförmigen Einschnitten sichtbar ist die Kindertagesstätte im oberen Stockwerk. Einen kleinen Innenhof haben die Architekten hier angelegt. Dieser ist gelb gestrichen. Auch an der Außenfassade arbeiten die Architekten mit Farbe, verstärken so ihren kantigen Entwurf und betonen ihr Anliegen, das Gebäude als „Markierung einer ambionierten politischen Zielsetzung“ zu gestalten. (sj)
Fotos: David Romero-Uzeda
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