Was macht man mit einer alten Gefängnisanlage, die auf Kontrolle und Sicherheit ausgerichtet ist und wo über Jahrzehnte hinweg Menschen in Disziplin erzogen wurden, um sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern? Anstatt sie abzureißen, entschied die Gemeinde im nordspanischen Lugo die 1878 erbaute Anlage zum Kulturzentrum umzubauen. Dazu lobte sie 2009 einen Wettbewerb aus, den das Büro Creus e Carrasco Arquitectos (Coruña) gewann.
Der historische Bau liegt außerhalb der Stadtmauern der 100.000-Einwohner-Stadt Lugo – der ältesten Stadt in Galicien. Der eigentliche Gefägnisbau ist umgeben von einer dicken Gefängnismauer, an deren vier Ecken je ein Wachturm steht. Von dort oben schaut man nun nicht mehr den Gefangenen bei ihren Leibesübungen zu, sondern beobachtet Kunst- und Kulturinteressierte. Das Gesamtkonzept sieht vor, die Anlage gegenüber der der Stadt zu öffnen. Deshalb wurden in das umgebaute Haus sowohl kulturelle als auch administrative Funktionen der Stadt integriert. Der Name der neuen Institution: Vello Cárcere.
Der grundsätzliche Eingriff in das zentrale Gefängnisgebäude ist minimal. Das Panoptikum wurde restauriert und dient mit seinen Nischen und Nebenräumen hauptsächlich Ausstellungen. Ihm schließen sich sowohl ein Kino als auch Räume für künstlerische Werkstätten und Seminarräume an. Demgegenüber wurden die ehemaligen Gebäude für Gefängnispersonal und Administration im hinteren Teil der Anlage weitgehend umgebaut. Nur die Fassade steht noch. Hier liegt nun ein archäologisches Institut.
Das Eingangsgebäude dient mit Vestibül und Garderobe dem Empfang. In den oberen Etagen befinden sich Bibliothek, ein Auditorium und direkt unter dem Dach ein Restaurant mit Terrasse, von der aus sich der Blick auf die Stadt öffnet. Umgeben sind die Gefängnismauern von einer neuen Promenade, auf der die Fußgänger unter Bäumen flanieren können, im Schatten der Mauern, doch nun nicht mehr nur außerhalb, sondern auch innerhalb der ehemaligen Grenzziehung. (eb)
Fotos: Luis Díaz Díaz
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