„L'Atelier“ leuchtet es unübersehbar rot von der Kupferfassade: In dem verschlafenen Städtchen Gournay-en-Bray, östlich von Le Havre gelegen, sorgt ein Kulturzentrum nach Plänen des Pariser Büros AAVP Architecture für Aufsehen, das mit neuen Gebäuden sowohl auf die ortstypische Bauweise als auch die Vergangenheit des Grundstücks, eines Fabrikgeländes, reagiert.
Den Architekten wollten mit ihren Eingriffen und Ergänzungen ein Ensemble schaffen, das sowohl in seiner neuen Funktion als auch im Kontext zur Umgebung klar lesbar ist. An die Straße haben sie das sogenannte „Signalgebäude“ gesetzt, das zwar als Verwaltungsbau nicht öffentlich zugänglich ist, aber mit dem vier Meter hohen Schriftzug an der Giebelfassade nach außen signalisiert, was sich auf dem Gelände dahinter abspielt. Die Giebel setzen die Linien des bestehenden Nachbargebäudes fort.
Das eigentliche Kulturzentrum liegt H-förmig mit leicht geknickten Schenkeln mitten auf dem ehemaligen Fabrikareal. Seine Kubatur orientiert sich an der typischen Bebauung des Orts: langgezogene Volumen mit steilen Dächern ohne Überstand, die an die früheren Fabrikhallen erinnern. Die Gebäudeflügel sind rundherum mit dunkelviolettem Schiefer verkleidet. Je nach Nutzung sind sie von Öffnungen und mit Lärchenholz verschalten Würfeln unterbrochen, in denen sich Lesesäle und die Kinderabteilung der Multimedia-Bibliothek verbergen. Die großen Fenster sind teilweise mit Kupfergittern verkleidet, um einerseits eine gewisse Intimität in den Innenräumen herzustellen und andererseits vor der Sonne zu schützen. Mit der Kupferverkleidung verbindet sich das Zentrum mit dem „Signalgebäude“.
Neben der Bibliothek, die die Architekten im Erdgeschoss in „kathedralenartigen“ Räumen mit hohen Decken und gefiltertem Licht untergebracht haben, befinden sich eine Tanz- und im ersten Stock eine Musikschule. In allen Räumen haben die Planer auf die Ausgewogenheit zwischen guter Belichtung und Sichtschutz geachtet.
Eine wichtige Rolle spielten auch die leicht abfallenden Gartenflächen. Sie sind um die Gebäude herum mit Wildgräsern „prärieartig“ behandelt; der Patiogarten im Zentrum des Kulturhauses ist als bunter Blumenteppich gestaltet. Eine alte Obstwiese wurde einbezogen.
Fotos: Luc Boegly
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