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17.12.2024
Am Lauf der Sonne ausgerichtet
Kulturzentrum in Yantai von OPEN Architecture
An der Nordküste Chinas in der Provinz Shadong liegt die Wirtschaftsentwicklungszone Yantai Economic and Technological Development Area (YEDA). In dem sich schnell wandelnden Industriegebiet stellten OPEN Architecture (Peking) im Auftrag der YEDA City Development Group direkt am Meeresufer ein öffentliches Kulturzentrum fertig.
Der mehrgeschossige Neubau bietet auf einer Fläche von 4.960 Quadratmetern Platz für ein Freilichttheater, Ausstellungsflächen, eine Bibliothek, ein Café und eine Bar. Er soll zur Verbesserung der kulturellen und kommunalen Infrastruktur in dem wachsenden Stadtviertel beitragen.
Nachdem die Architekt*innen ein 2019 ebenfalls in Nordchina realisiertes Museum in eine Dünenlandschaft eingruben, konzipierten sie nun ein asymmetrisch kegelförmiges Gebäude als aufgeschnittenen Turm. Inspiriert von archäologischen Funden, die in Yantai eine antike Kultur der Sonnenanbetung nachwiesen, wurde das Projekt Sun Tower getauft. Der Name nimmt außerdem Bezug auf die inhaltliche Ausrichtung der Institution, die zu Umweltbildung und Naturphänomenen informieren und letztere sinnlich erfahrbar machen will.
Das Zentrum bildet ein fast gebäudehoher parabolischer Hohlraum, der mit Sitzstufen ausgestattet ist. Ein mittig in diese Tribünensituation geschnittener Tunnel unterquert den Bau und bildet den Eingang. Im Inneren windet sich eine Rampe empor, die auch als Ausstellungsfläche dient. Hier werden digitale Präsentationen gezeigt. Zugleich eröffnen sich immer wieder weite Ausblicke. An der Spitze des Turms befindet sich die im Halbrund angelegte Bibliothek, deren vollverglaste Front ein spektakuläres Meerespanorama bietet. Gekrönt wird sie vom sogenannten Phänomenraum mit kreisförmigem Oberlicht und Wasserbecken.
Wie die Architekt*innen in ihrer Projektbeschreibung erklären, entwickelten sie die Geometrie des Turms anhand des Laufs der Sonne. Die Achse des Theaters ist auf den Sonnenaufgang über der Zhifu-Insel zur Sommersonnenwende ausgerichtet, der Eingangstunnel wiederum auf den Sonnenuntergang zur Wintersonnenwende. Errichtet wurde das Gebäude in Schalenbauweise, wobei zwei Schichten aus Beton durch Platten und Rampen verbunden und abgestützt wurden. Die konkave Innenschale fungiert als Schallkollektor, der die Geräusche des Meeres verstärkt.
Ein großer Teil des Bauwerks ist im Sommer nicht klimatisiert, um seinen Energieverbrauch zu senken. Stattdessen kommen passive Strategien der Kühlung zum Einsatz. Dazu gehören die Frischluftzufuhr durch den Tunnel, Querlüftung, der Einsatz von thermischer Masse zur Verringerung von Temperaturschwankungen im Innenraum und die Nutzung des Kamineffekts zur Ableitung von Warmluft. (da)
Fotos: Iwan Baan, Jonathan Leijonhufvud
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