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05.01.2015
Chaos mit System
Kulturzentrum in Nordfrankreich
Im Norden von Frankreich, an der Grenze zu Belgien, haben die aus Straßburg stammenden Architekten Dominique Coulon et associés in der Stadt Isbergues ein neues multikulturelles Zentrum errichtet. Je nachdem, wann man das Gebäude sieht, wird es eins mit dem Himmel oder erstrahlt im Sonnenlicht.
Dieses Phänomen ergibt sich aus der Verkleidung aus rostfreiem Stahl in drei Ausführungen: seidenglänzend, matt und verspiegelt. Doch nicht nur die Fassade ist mit den Stahlelementen versehen, auch das Dach ist komplett damit bedeckt. Die einzelnen Körper, die beim Anblick chaotisch angeordnet scheinen, bekommen durch die einheitliche Hülle ein gemeinsames Bild.
Der Schein des Chaotischen trügt, denn im Inneren des Gebäudes zeigt sich eine klare Strukturierung. So trennt eine Achse auf beiden Geschossen die Räume des Theaters im Norden von dem der Bibliothek im Süden. Die Besucher haben die Möglichkeit, das Zentrum von zwei Seiten zu betreten und werden dann über diese Achse zu ihrem Ziel geführt. Das Theater besteht aus einem zweistöckigen Saal mit 400 Zuschauerplätzen, einem Proberaum und natürlich den dazugehörigen Ankleide- und Technikräumen. Die Bibliothek ist ein großer Raum im Erdgeschoss, der durch halbhohe Regale, lange Arbeitstische und Sitzgelegenheiten strukturiert ist.
Die Gestaltung der Innenräume variiert. Die Wände der Theaterräume sind aus schwarzem gestocktem Beton, der die Akustik verbessert, während die Achse und die Bibliothek in weißer beziehungsweise gelber Farbe und grauem Beton gehalten sind. Das ergibt bei Dunkelheit ein beruhigendes Licht.
Auch die Gestaltung der Lesemöglichkeiten variiert erheblich. So zum einen an langen Arbeitstischen, zum anderen eher gemütlich in Lounge-Sesseln oder Sitzkissen. Auch eine Leselandschaft, die trotz der unregelmäßig angeordneten Stufen ein wenig an eine Tribüne erinnert, lädt zum Lesen ein. Fenster sind im Gebäude vor allem nach Süden gerichtet und versorgen die Bibliothek mit ausreichend Sonnenlicht. Man hat von innen durch große Glasfronten verschiedene Perspektiven auf die umliegende Natur. (kh)
Fotos: Guillaume Wittmann, David Romero-Uzeda (beide Dominique Coulon et associés)
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