Hertford, etwa 20 Kilometer nördlich von London gelegen, besticht durch sein typisch englisches Stadtbild mit mittelalterlichem Grundriss und Fachwerkhäusern. Im vergangenen Jahr wurde hier ein Theater in ein Kulturzentrum transformiert. Der neu entstandene Komplex, BEAM genannt, wurde von Bennetts Associates (London) entworfen.
Zwischen Schlossgarten und dem Lea, einem Nebenfluss der Themse, steht die Anlage prominent im Stadtzentrum. Das Grundstück durchlief im letzten Jahrhundert verschiedenste kulturelle Nutzungen: Bis 1959 stand hier ein Kino im Art-Deco-Stil, das nach einigen Jahren Leerstand abgerissen wurde. Stattdessen wurde 1977 das städtische Theater errichtet, das 2010 erstmals einige kleinere Umbauten erfuhr. 2018 entschied das East Hertfordshire Council als Bauherrschaft, den Komplex erneut zu transformieren. Dieses Mal wurde jedoch der Großteil des Bestandes abgetragen. Lediglich der ursprüngliche Theatersaal mit Bühne, Backstage-Bereich und markanten, zinkverkleideten Zugturm blieb erhalten.
Die Architekt*innen fügten fünf ineinander verschachtelte Volumen hinzu, die den Theatersaal nun umhüllen. Dank seiner Höhe dominiert der Turm immer noch das Erscheinungsbild und wirkt in seiner Form fast sakral. Vor- und Rücksprünge im Neubau sowie unterschiedlich geneigte Dächer brechen die Massivität der Anlage auf und lassen kaum erahnen, dass sie eine Bruttogrundfläche von etwa 3.300 Quadratmetern umfasst.
Die Ziegelfassade, inspiriert von der umliegenden historischen Bebauung, wird durch punktuelle Reliefstrukturen akzentuiert, die Schwerpunkte auf der zum Großteil geschlossenen Außenhaut setzen. Das Erscheinungsbild ähnelt den abgerissenen Gebäudeteilen in einigen Aspekten. Der Bestand war auch aus verschachtelten Kuben zusammengesetzt, hatte eine ähnliche Höhe und ebenfalls eine – wenn auch dunklere – Klinkerfassade.
BEAM dient heute nicht mehr nur als Theater. Es beherbergt drei Kinosäle, den sanierten und technisch aufgerüsteten Theatersaal mit nun 550 Sitzplätzen sowie einen weiteren, kleineren Saal. Hinzu kommen ein Café, mietbare Veranstaltungsräume und Büroflächen. Die Innenräume werden durch robuste Materialien – Holz, Linoleum, Sichtmauerwerk – in verschiedenen Farbtönen definiert. In das Projekt investierte die Stadt 30 Millionen Pfund, was etwa 36 Millionen Euro entspricht. (gk)
Fotos: Hufton + Crow, Bennetts Associates
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