Wie ein riesiges Tor steht Bordeaux’ neues Kulturzentrum Maison de l’Économie Créative et de la Culture en Aquitaine, kurz MÉCA genannt, nun zwischen dem Hauptbahnhof Bordeaux-Saint-Jean und dem Ufer der Garonne. Das von BIG (Kopenhagen) in Zusammenarbeit mit Freaks freearchitects (Paris) und Lafourcade-Rouquette Architectes (Bordeaux) geplante Großbauwerk beherbergt gleich drei regionale Kulturinstitutionen: die Sammlungen des FRAC mit Fokus auf zeitgenössischer Kunst, das ALCA mit den Schwerpunkten Kino, Literatur und audiovisuelle Künste und das sich der Performancekunst widmende OARA. Mit dem Entwurf in Form eines Loops, dessen räumliches Zentrum von einem neuen öffentlichen Platz gebildet wird, konnte das Team um Bjarke Ingels 2012 den ausgeschriebenen Wettbewerb für sich entscheiden.
Die Fassade des 18.000 Quadratmeter großen, asymmetrisch geformten Baukörpers besteht aus 4.800 vorfabrizierten Betonelementen. Eine Vielzahl von rasterartig eingestreuten Fensteröffnungen lässt sie stellenweise durchlässig werden. Die Betonplatten wurden sandgestrahlt, um eine Oberflächenbeschaffenheit zu erzielen, die mit dem in Bordeaux traditionell verwendeten Sandstein harmonisiert. Gelbe Granulate sorgen für eine entsprechende farbliche Ähnlichkeit.
Die dreiseitig angeordneten Institutionen rahmen einen 1.100 Quadratmeter großen offenen Raum. Die Architekten konzipierten ihn als „urbanen Salon“, etwa für Open-Air-Veranstaltungen, sowie als öffentlichen Treffpunkt. Zugleich fungiert er als Passage zum Flussufer. Zwei breite Rampen mit seitlichen Treppen führen hinauf bzw. hinunter, im Gebäudedurchgang ermöglichen große Verglasungen rechts und links Blickbeziehungen zwischen Innen- und Außenraum.
Die zentrale Erschließung des Kulturzentrums liegt unterhalb dieses neuen Platzes: Von einer Lobby mit Restaurant aus erreichen die Besucher die einzelnen Institutionen. Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich der ganz in Schwarz gehaltene Theatersaal des OARA mit 250 Sitzen. In den unteren Obergeschossen liegen die ALCA-Räumlichkeiten, darunter ein Kinosaal mit 80 Plätzen, Produktionsbüros und Projekträume. Die bis zu sieben Meter hohen, mit Oberlichtern ausgestatteten Ausstellungsflächen des FRAC wurden im schräg nach oben verlaufenden Dachbereich – also sozusagen im Torsturz – untergebracht. In diesem Gebäudeteil gibt es zudem ein weiteres Auditorium für 90 Zuschauer, Künstler- und Produktionsstudios sowie ein Café mit Zugang zu einer 850 Quadratmeter großen, in das Dach hineingeschnittenen Terrasse. Sie bietet nicht nur einen großartigen Panoramablick über Bordeaux, sondern soll auch als Open-Air-Erweiterung der Ausstellunsgräume genutzt werden. (da)
Foto: Laurian Ghinitoiu, Florent-Michel Hires
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