Grobspanplatten sind günstig, lassen sich als Nut und Feder leicht verlegen – und sind im Innenausbau unter Architekten aufgrund ihres unruhigen Musters (sowie möglicher Formaldehydemissionen) nicht sonderlich beliebt. Auf Grobspan setzende Projekte wie das uckermärkische Ferienhaus von Modersohn Freiesleben oder der Wohnhausumbau von Josep Ferrando in Portugal laufen eher als budgetorientierte Ausnahme denn als Regelfall.

Dass das Material jedoch nicht immer den Charme der Marke Selbstbau mit sich bringen muss, beweisen Arenas Basabe Palacios Architects (Madrid) in Móstoles, einem Vorort von Madrid. Bei der Konversion eines Lagershauses in einem Gewerbegebiet zu einem Kulturzentrum spielt der markante Holzwerkstoff dank feiner Farb- und Oberflächenabstimmung eine Hauptrolle.
 
Die Architekten setzten einen kompletten „OSB-Kern“ über die volle Höhe und Breite in das bestehenden Haus ein. Damit organisierten sie das 940 Quadratmeter große Gebäude im Gewerbegebiet Móstoles neu. In diesem Kern liegen die dienenden Funktionen: Foyer, Zirkulation, Lager, Toilette und Gebäudetechnik. Das eigentliche Raumprogramm umfasst Sporthalle, Versammlungssaal, Kapelle, Klassenzimmer, Tagungsraum und Büros und ist auf insgesamt vier Geschossen angeordnet.

Dort wo diese Bereiche auf die Holzstruktur treffen, ergeben sich starke Kontraste zwischen der Grobspanplatten-Ästhetik und den geschliffenen Sichtbetonböden sowie den in hellen Tönen gehaltenen, transluzenten, transparenten oder opaken Wandelementen. Vereinzelte Stützen und die stählerne Treppenkonstruktion sind weiß beschichtet und unterstützen das Spiel mit den Gegensätzen im mit OSB ausgekleideten Treppenhaus.

Zwischen den Werbeschildern von Autohändlern auf der einen sowie Sanitär- und Küchenmöbelanbietern auf der anderen Seite fällt das Kulturzentrum mit seiner neuen, vorgehängten Aluminiumfassade durch seine Schlichtheit auf. Perforierte Fensterläden ergänzen das feine Wellenprofil der Fassade. Sind sie aufgeklappt, scheint durch die unterschiedlich großen, tief hinter der Vorhangfassade liegenden Fensterformate und die ehemalige Toreinfahrt das hölzerne Innenleben des Kulturzentrums nach außen. (kms)

Fotos: Imagen Subliminal

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