Ein Traum vieler Touristen sind kleine, gut erhaltene mittelalterliche Städtchen. Restauriert und gepflegt wirken sie oft wie Kulissen aus der Zeit, die wir in Filmen reizend finden. Die in der Grafschaft East Sussex gelegene Kleinstadt Rye, unter anderem bekannt durch den hier geborenen Dramatiker John Fletcher, zählt sicherlich zu ihnen. Doch auch reales Leben findet hier durchaus statt. Anfang des Jahres schlossen Jonathan Dunn Architects (London und Sussex) das Projekt „Kino“ ab – eine Sanierung und Umnutzung des lange leer stehenden Altbaubestands.
Das dichte Häuserensemble aus der Viktorianischen Epoche machte über 300 von den insgesamt etwa 700 Quadratmetern Fläche aus. Der Kulturkomplex besteht aus zwei Kinosälen für je 50 und 100 Besucher, einem Café- und Büroraum sowie einer Küche und einem Studio. Die Kleinteiligkeit blieb – die baulichen Ergänzungen aus den 1950er-Jahren mussten jedoch weichen, um die Erschließung zu vereinfachen.
Als Ergänzung zu den Altbauten arbeiteten die Architekten mit amorphen Baukörpern: mit einer Fassade aus Zedernholzlatten. Diese schmiegen sich an die alten Mauern, passen sich ihren Winkeln an. Neben den erhaltenen und restaurierten Satteldächern entstanden neue Dachkonstruktionen, die teilweise begrünt wurden. Im Inneren arbeiten die Architekten in Analogie zur Fassade mit der vertikalen Holzstruktur weiter, verwenden hier allerdings Eichenholz.
Für eine Kleinstadt bietet das Kulturkonglomerat ganz schön viel Programm: Neben Kinofilmen sollen Theater-, Opern-, Ballett- und Sportevents live übertragen werden. So kann man sich heutzutage auch im mittelalterlichen kleinen Rye den Metropolen ganz nah fühlen. (pg)
Fotos: Oliver Perrott
Auf Karte zeigen:
Google Maps