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29.08.2023
Eine Struktur für alle fünf Sinne
Kulturcafé bei Seoul von On Architects
Wer schon einmal Grundriss-Doodles auf Karopapier gezeichnet hat, könnte leicht bei einer ähnlichen Struktur gelandet sein: längliche, sich kreuzende Räume, die eine Gitterstruktur bilden. On Architects aus der südkoreanischen Hafenstadt Ulsan konzipierten auf dieser Grundlage ein Kulturcafé für einen kleinen Ort im Umland von Seoul.
Das Dörfchen Hobeop-myeon gehört zu Icheon, einer Großstadt südöstlich von Seoul. Die Kommune lebt von Reisanbau und Blumenzucht. Allerdings hat man hier schon länger mit einer anhaltenden Überalterung der Bevölkerung zu kämpfen. Mit dem Café, das den programmatischen Namen Nonspace trägt, möchte eine lokale Kulturinstitution diesem Trend etwas entgegensetzen. Neben Getränken und kleinen Gerichten gibt es im Nonspace deshalb auch Ausstellungen und Veranstaltungen.
Zwei Motive bestimmen die Architektur. Da wäre zum einen der ungewöhnliche Grundriss, bei dem die Kreuzungspunkte fast schon einer gebauten Metapher entsprechen: Hier sollen Menschen und Ideen aufeinandertreffen und sich gegenseitig befruchten. Weil diese Kreuzungspunkte allein aus der Überlagerung entstehen und damit keine abgeschlossenen Räume sind, kamen die Architekt*innen schließlich auf den Namen Nonspace.
Der andere zentrale Aspekt war der Wunsch, unmittelbar alle fünf Sinne des Menschen anzusprechen. Der Wind streift dank offener Bereiche über die Haut, im Inneren ist fließendes Wasser zu hören, beim Durchqueren eröffnen sich immer wieder Blicke auf die Umgebung, und für den Geschmacksinn sorgt natürlich das Café. Hinzu kommt, dass die Architekt*innen den Beton im Inneren mit Reisstroh angereichert haben. Das sorgt nicht nur für einen ganz eigenen Geruch, sondern gibt der Oberfläche auch mehr Taktilität. Die bepflanzten Patios zwischen den „Kreuzungen“ bringen außerdem etwas Natur ins Innere, wenn die großen Scheiben zur Seite geschoben sind.
Insgesamt umfasst das ungewöhnliche Gebäude rund 430 Quadratmeter Nutzfläche. Ein kleines Nebenhaus im gleichen Stil beherbergt noch ein Büro. Und auch das Dach ist begehbar, selbst wenn der Ausblick nur bedingt beeindruckt: Reisfelder und Gewächshäuser, soweit das Auge reicht. (sb)
Fotos: Yoon Joonhwan
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