Das sogenannte Stadtoval, eines der wichtigsten Stadtentwicklungsprojekte in Aalen, gehörte in der Vergangenheit zum Gleisgelände der Deutschen Bahn. Jetzt entsteht auf dem Areal nördlich des Hauptbahnhofs ein neues Quartier für Wohnen, Gewerbe und Kultur. Eine zentrale Rolle dabei spielt der Kulturbahnhof Aalen, auch KUBAA genannt, der seinen Betrieb im Herbst 2020 aufgenommen hat. Er beherbergt ein Kino, ein Theater, die Musikschule, Veranstaltungssäle für Kulturevents und Räumlichkeiten für Gastronomie. Der vom Stuttgarter Büro a+r Architekten im Auftrag der Stadt entworfene Bau entstand auf den Ruinen einer historischen Gebäudegruppe, die 2014 niedergebrannt war. Das Projekt resultierte aus einem 2015 durchgeführten, nicht offenen Realisierungswettbewerb, in dessen Folge die damaligen Gewinner a+r für die Leistungsphasen 1–8 beauftragt wurden.
Ausgangspunkt für den Bau waren die nach dem Brand verbliebenen Überreste des ehemaligen Bahnverwaltungsgebäudes und der großen Halle des früheren Ausbesserungswerks. Dieses Erbe sollte erhalten und zu einem modernen Kulturzentrum weitergebaut werden. Dabei wurden die zerstörten Teile der Sandstein-Fassade stilisiert in eingefärbtem Sichtbeton ersetzt und die Dächer der kurzen Quergiebel nach historischem Vorbild wiederaufgebaut. Beim Längsgiebel hingegen entschieden sich die Architekt*innen für einen klaren Bruch: Hier krönt nun ein langer, mit gefaltetem Lochblech verkleideter Quader das Gebäude. Der semitransparente Aufbau schafft einen Kontrast zum massiven Baukörper des Kulturbahnhofs und soll einen räumlichen Bezug zu den städtebaulichen Kanten der südlich angrenzenden Nachbarschaft herstellen.
In den vollständig entkernten Innenraum hinter der historischen Fassade wurden Boxen integriert, die zum einen das neue Tragwerk stützen und aussteifen. Zum anderen zonieren sie die Fläche für unterschiedliche Nutzungen. Während sich die großen Säle und öffentlichen Nutzungen im unteren Gebäudeteil befinden, liegen Musikschule und Theaterwerkstätten im aufgesattelten Neubau. „Diese dienenden Räume der Kulturproduktion und der Ausbildung überwölben sinnbildlich die Schaubühnen für das kulturinteressierte Publikum“, erklären a+r ihr Konzept. Es sei ihnen wichtig gewesen, mit historischen Komponenten wie Materialien, Befensterung und sichtbarer Dachkonstruktion ein authentisches und eigenständiges Ambiente für die verschiedenen und zuvor auf mehrere Standorte verteilten Kulturstätten zu gestalten. (da)
Fotos: Brigida González
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STPH | 19.04.2021 19:20 UhrSehnsucht nach Ferne
Mir gefällt wie das Kultz den Bahnhof gibt mit Vorfahrt auf der einen Seite und Hof, der über die Gleise zum Zentrum winkt. Gleise als großräumiger Genius loci wie anderswo ein Fluss oder der Strand. Sich ganz lässig der großräumig verbindenden barocken Infrastruktur
hingeben.
Vielleicht gewinnt die Ferne auch nur wegen Corona an Transzendenz.