Das MÉCA von BIG in Bordeaux, ein Familienzentrum von Ateliers O-S architectes nordwestlich von Paris oder im Süden der Metropole das Centre social et culturel von Téqui Architectes: Gefühlt schossen in den letzten Jahren quer durch die französische Republik Kultur- und Gemeindezentren wie Pilze aus dem Boden. So auch in der Normandie im kleinen Ort Lemoal oder in Südfrankreich bei Toulouse. Wir dokumentieren mit unserem Themenpaket die französische façon dieser gemeinnützigen Bauaufgabe.
Ein Blick auf die Karte zeigt, dass die meisten dieser Bauten in vorstädtischen oder ländlichen Gegenden entstanden sind. Am Rande von Satellitensiedlungen, zwischen Plattenbauten, Friedhöfen und Gewerbearealen kommt den Gemeindezentren die Aufgabe zu, als sozialer und kultureller Kitt zu fungieren. Den Einschränkungen kommunaler Finanzierungsmodelle und langwieriger behördlicher Prozesse trotzend, erfüllen die Projekte dennoch ihre architektonisch wichtigste Funktion: Sie entfalten mit prägnanten Typologien, ungewöhnlichen Grundrissen und dem Einsatz vielfältiger Farben und Materialien ihre Strahlkraft auf die umliegenden Viertel.
So setzen das Zentrum in Albi von Encore Hereux und ppa als auch das Projekt von Puig Pujol in Plaisance-du-Touch auf pragmatisch hallenartige, dem Gewerbekontext entlehnte Bauformen. In diesen salles de fêtes haben besonders viele Menschen Platz für gemeinsame Veranstaltungen, Tanzabende oder Sportturniere. Bei Lille arbeiten Dominique Coulon & Associés mit einfachen geometrischen Formen und Sichtbeton. Und in Pontoise bei Paris nimmt der verspringende Baukörper von Ateliers O-S architectes mit warmen Tönen das Lichtspiel der Abendsonne auf. Statt einer offenen Halle bieten die Architekten den Kindern und Jugendlichen aus der Umgebung einen kompakten Schutzraum. (kg)
Teaser: Familienzentrum von Ateliers O-S architects, Foto von Cyrille Weiner