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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Kultur-_und_Dorfzentrum_bei_Nanping_von_Cocoon_Studio_9862966.html

17.03.2025

Zeitschichten am Fluss

Kultur- und Dorfzentrum bei Nanping von Cocoon Studio


Eine Synthese aus Alt und Neu – diese Formulierung lässt im Kontext historischer Bauten oft nichts Gutes erwarten. Viel bleibt meist nicht übrig von der Atmosphäre des Bestands. Ein gelungenes Synthese-Projekt hingegen stammt von Cocoon Studio mit Niederlassungen in Shanghai und Suzhou. In einem kleinen Dorf in der Provinz Fujian nahe der Stadt Nanping haben sie ein Häuser-Cluster in ein Kultur- und Nachbarschaftszentrum transformiert. Die Architekt*innen beschreiben das Vorhaben als kollektives Wohnzimmer der Dorfgemeinschaft. Darüber hinaus dürfte es aber auch touristischen Zwecken dienen.

Der Bestand umfasste mehrere kleinere Einzelbauten und ein größeres Wohnhaus. Schon lange unbewohnt, war ihr Zustand inzwischen sehr schlecht. Um schützenswerte Architektur im engeren Sinne handelte es sich jedoch nicht. Trotzdem besaß der Komplex aufgrund seines bloßen Alters einen gewissen ideellen Wert für das Dorf, das sich einst mit dem Handel auf dem nahen Songxi-Fluss entwickelt hatte. Entscheidende Voraussetzung für die staatlich finanzierte Transformation war ein Pachtmodell, bei dem die ursprünglichen Besitzverhältnisse unverändert blieben. Subtil mussten darum trotz durchgehender Räume die Grundstücksgrenzen angezeigt werden.

Auf rund 1.200 Quadratmetern Bruttogrundfläche umfasst das Kultur- und Nachbarschaftszentrum fünf thematisch auf den Ort bezogene Ausstellungsflächen, ein Teehaus und ein Café, Veranstaltungs- und Aufenthaltsräume, Werkstätten, Büros und eine öffentliche Terrasse mit Blick auf den Fluss. Man betritt die Anlage von Süden her und landet zunächst in einer hierarchielosen Abfolge von mehrfach miteinander verbundenen Räumen und Höfen. Im nördlichen Teil kann man hingegen noch immer das räumlich geschlossenere, größere Wohnhaus entdecken. Und im westlichen Teil sowie im Obergeschoss sind primär neue Räume entstanden. Bis hin zu jener Dachterrasse, die brückenartig bis zum Fluss ausgeführt ist.

Zwei unterschiedliche Ansätze kennzeichnen die Intervention. Im südlichen Teil mit dem Cluster aus einzelnen Häusern entfernten die Architekt*innen jegliche schadhafte Substanz. Erhalten haben sie nur einzelne Bauteile sowie Mauer- und Dachfragmente. Raumbildend ist nun eine neue Struktur aus Stahlbeton und Glas. Historische Oberflächen bestimmen trotzdem noch die Atmosphäre, wenn Stampflehm- und Bruchsteinwände auf altes Holz treffen. Die Zeitschichten durchdringen sich hier auf gelungene Weise.

Vom Wohnhaus im Norden blieben hingegen die komplette Umfassungsmauer, ebenfalls aus Stampflehm, sowie große Teile der Grundrissstruktur und die Holzkonstruktion des Erdgeschosses. Darüber entstand eine neue offene Dachstruktur, die sich dank einer dunklen Deckung aber gut in die bestehende Dachlandschaft einfügt. (sb)

Fotos: Gao Hanzhi


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