In den neunziger Jahren war das Dresdener Residenzschloss Schauplatz einer heftigen Debatte über die denkmalpflegerisch „richtige“ Wiederaufbaustrategie. Viele lokale Akteure, Architekten und Denkmalpfleger verfolgten eine Art „Best-of“-Konzept und wollten das Schloss in einen historischen Idealzustand versetzen, der so zu keinem Zeitpunkt existiert hatte: aus jeder Epoche das Schönste. Als Legitimation reichte so manchen Diskutanten bereits die Feststellung, dass ohne ihr hartnäckiges Bemühen die Ruine die DDR-Zeit gar nicht überlebt hätte...
Die Zeit scheint inzwischen über solche Streitigkeiten hinweg gegangen zu sein, und dieser neue Zustand fokussiert sich im Besonderen in der Person des in Dresden aufgewachsenen, aber in zunächst in Westdeutschland beruflich erfolgreichen Architekten Peter Kulka. Kulka ist – zusammen mit Philipp Stamborski – denn auch der Architekt der pointiert modernen Überdachung des kleinen Schlosshofs des Dresdener Residenzschlosses, die im Januar 2009 eingeweiht wurde. Dies melden die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im März 2009.
Die transparente Kuppel über dem kleinen Schlosshof bildet den neuen Mittelpunkt der hier untergebrachten Kunstsammlungen. Das dort eingerichtete Besucherzentrum beherbergt alle wichtigen Funktionen wie Informations- und Gästeservice, Kassen, Café und Shop und macht sämtliche im Schloss beheimateten Einrichtungen zentral zugänglich.
Das Membrandach sollte einerseits dieses Besucherfoyer stützenfrei bedachen und andererseits die architektonische Wirkung der Fassaden des Renaissancehofes mit ihren unterschiedlichen Gesimshöhen und Ziergiebeln erhalten. Eine dritte Funktion bekam es außerdem noch unter vorgehaltener Hand zugewiesen: Das moderne Dach sollte, bitteschön, von außen so gut wie unsichtbar sein.
Die frei tragende Stabwerkskuppel überdacht den Hof oberhalb der Giebel ohne zusätzliche Unterspannungen. Sie wird aus einer zweifach gekrümmten Stabgitterschale mit biegesteifen Knoten gebildet und ist mit einer pneumatischen Kissenmembran eingedeckt.
Diese ist tatsächlich vom Straßenniveau aus kaum sichtbar, während das Schloss in der Fern- oder Aufsicht mit dieser 84 Tonnen schweren Kuppel eine unübersehbare Zutat der Jetztzeit erhalten hat. – Die endgültige bauliche Fertigstellung des Dresdener Schlosses als „Residenz der Kunst und Wissenschaft“ soll im Jahr 2013 erreicht werden.
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besucher | 25.03.2009 10:42 Uhrgelöste aufgabe?
Wer sich die Situation vor Ort betrachtet wird feststellen, dass die Weitwinkelfotografien aus der Galerie die tatsächlichen Verhältnisse nicht wiedergeben.
Der Hof wirkt viel kleiner, die Dachkonstruktion mit sehr breitem Kragen sitzt zu dicht über den Zwerghäusern, insbesondere in den Ecken eine unangenehme Drängung.
Offensichtlich ist hier eine bestmögliche Umsetzung einer Aufgabe seitens der Architekten und Ingenieure versucht und erzielt worden, was angesicht der oben beschriebenen ästhetischen Mängel bedeutet: die Aufgabenstellung ist nicht lösbar!