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21.12.2010

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Der Ort ist sich Adresse genug

Kuehn Malvezzi gewinnen Wettbewerb in Frankfurt


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Das Frankfurter Museumsufer ist zurzeit eine große eingeschneite Baustelle. Neben dem Deutschen Architekturmuseum, dem Deutschen Filmmuseum und dem Museum für angewandte Kunst soll bald auch noch an einem weiteren Museum am Schaumainkai gebaut werden: Das Museum der Weltkulturen ist zu klein geworden und muss erweitert werden.

Geplant sind 6.000 Quadratmeter Nutzfläche für Ausstellungsräume, einen zentralen Lesesaal, eine öffentliche Studiensammlung, ein Auditorium für öffentliche Veranstaltungen sowie Foyer, Café, Museumsshop und Restaurierungswerkstätten.

Ende letzter Woche wurde der dazu ausgeschriebene internationale Realisierungswettbewerb „Museum der Weltkulturen Frankfurt am Main“ entschieden, zu dem insgesamt 50 Architekten eingeladen waren, darunter Snøhetta, Barkow Leibinger, Staab Architekten, Max Dudler, Nieto + Sobejano sowie Francis Kéré. Das Preisgericht unter Vorsitz von András Pálffy kürte folgende vier Preise und vier Anerkennungen:

  • 1. Preis: Kuehn Malvezzi (Berlin)
  • 2. Preis: Bruno Fioretti Marquez Architekten (Berlin)
  • 3. Preis: Trint+Kreuder d.n.a. (Köln)
  • 4. Preis: Adjaye Associates (London)
  • Anerkennung: E2A Eckert Eckert Architekten (Zürich)
  • Anerkennung: Marte.Marte Architekten (Weiler)
  • Anerkennung: Oskar Leo Kaufmann/ Albert Rüf (Dornbirn)
  • Anerkennung: MGF Architekten (Stuttgart)

Das Preisgericht lobte den Siegerentwurf „Vitrine im Park” von Kuehn Malvezzi wie folgt: „Man würde es nicht für möglich halten, dass ein so gewichtiges Programm in einer so bedrängten und vielschichtigen Situation eine derartig unprätentiöse Zurückhaltung in der architektonischen Antwort zulassen würde. Dieser Entwurf ist weniger von einem simplen Verlangen geprägt, Dinge zum Verschwinden zu bringen, als vielmehr vom offensichtlichen Vermögen, für diese Zurückhaltung eine sinnvolle und fast selbstverständliche Ordnung zu finden. Beinahe scheint es, als ob die Verschleierung ihrerseits in einem unaufgeregten, selbsterklärenden architektonischen Dispositiv zum Verschwinden gebracht wird. Über dem Boden tritt das Projekt nur mit drei bescheidenen Elementen in Erscheinung, und alle drei suchen sich nicht nur jenen Ort, wo sie gewissermaßen unverrückbar hingehören, sondern sie beschlagnahmen den Bestand zu sinnvollen, feinen und einprägsamen Konstellationen. Keines dieser Elemente ist dort, weil es dort sein muss, sondern weil es da sein will, um ein Gespräch mit der bestehenden Situation einzugehen. Mit dieser stillen Figur setzt sich das Projekt souverän über die Frage der Adressbildung hinweg: Der Ort ist sich selber Adresse genug.


Zum Thema:

Kuehn Malvezzi im Gespräch auf www.baunetz.de/talk.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

3

sha | 22.12.2010 22:04 Uhr

Frankfurt

Momentan wird in Frankfurt alles eingegraben, moderne Architektur muss sich dort wohl verstecken.

2

ein Beobachter | 21.12.2010 17:42 Uhr

Frankfurt 21

Hier ist man offenbar vor einem befürchteten "Frankfurt 21" in die Knie gegangen und gleich im Boden versunken.

Klar ist jedoch, dass ein rein unterirdisches Projekt faktisch wesentlich mehr Parkfläche zerstört und Baumriesen killt als ein verantwortungsvolles und architektonisch angemessenes, das seine Baumasse ober- und unterirdisch verteilt. Der im wahrsten Sinn des Wortes "ökologische Fußabdruck“ der Siegerprojekte kann nur zu groß sein, da ja mehr Volumen auf der Fläche verteilt werden muss. Ganz abgesehen davon, dass der Tiefbau per se wesentlich mehr Brutalität und Zerstörung auslöst als der Hochbau, dass der Grundwasserspiegel so nah am Main negiert worden ist, dass die Kosten solcher Baustellen prinzipiell höher sind und gewöhnlich explodieren und dass jetzt schon kolportiert wird, dass das preisgekrönte Projekt aufgrund von Erschließungsproblemen in dieser Form und scheinbaren Minimalität nicht verwirklichbar ist.

Aber es ging eben darum, den Schein der „Behutsamkeit“ zu wahren. Dies war im Übrigen eine politische Vorgabe, wie ein Artikel der Frankfurter Rundschau vom 24. Juni 2010 (!) beweist. Hier liest man: „Demnächst unterirdisch: Am Freitag, 25. Juni, verabschiedet der Magistrat fürs Museum der Weltkulturen das neue Raumkonzept. Eines, das von außen nicht zu sehen sein wird.“ Davon war jedoch weder in der Ausschreibung noch im Protokoll des Hearings die Rede! Es wird ein leichtes sein, das Verfahren erfolgreich zu beeinspruchen, da die wesentlichste Information den Wettbewerbsteilnehmern vorenthalten worden ist. Man denke nur an den Parallelfall der Galerie der Gegenwart in Saarbrücken. Nicht auszudenken, wenn die schon im Entstehen begriffene Bürgerinitiative gegen den Erweiterungsbau des Museums der Weltkulturen davon Wind bekommt…

1

Clemens Leathley-Mattler | 21.12.2010 16:30 Uhr

Das Lob des Preisgerichts...

...dokumentiert sehr schön den Verfall eines Berufsstands.

Viele Sätze lange verschwiemelte und verschwurbelte Planungslyrik zur Umschreibung eines banalen Sachverhalts: Maximum eingebuddelt, Minimum rausgucken lassen. Oder auch: Sandkiste und Aquarium.

Deutschland im Spätherbst (seiner Baukultur): Mittelmaß juriert Mittelmaß, es lebe die in Beton gegossene Leisetreterei!

 
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