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23.02.2007
Unterlassene Hilfeleistung
Krupp-Hochhaus in Siegen vom Abriss bedroht
Am 22. Februar 2007 hat die Uni Siegen auf einer Pressekonferenz zum drohenden Abriss des dortigen Krupp-Hochhauses informiert. Hildegard Schröteler-von-Brandt (Uni Siegen) und Claus Anderhalten (Berlin) vom Fachbereich für Architektur und Städtebau der Universität Siegen sprachen sich dabei eindringlich für den Erhalt und eine denkmalgerechte Nutzung des Gebäudes im Stadteil Geisweid aus.
Claus Anderhalten bezeichnete das 50 Jahre alte und unter Denkmalschutz stehende Gebäude als „eine Ikone der Architektur aus der Nachkriegszeit“. Dem Konzern Thyssen-Krupp, der das Gebäude abreißen lassen will, wirft Anderhalten „unterlassene Hilfeleistung am Gebäude“ vor.
Die ThyssenKrupp Real Estate GmbH (Essen) hat trotz bestehenden Denkmalschutzes einen Abrissantrag bei der Stadt Siegen für den seit 2003 leer stehenden Bau eingereicht und begründet diesen mit einem Gutachten, das empfiehlt: „Ein Rückbau dieses Hochhauses ist nach Abwägung aller Gegebenheiten der einzig realistische Weg und kaum zu vermeiden.“
Das denkmalgeschützte Hochhaus wurde von den Architekten Köhne & Reichert (Siegen) geplant. In der Denkmalwertbegründung der Denkmalschutzbehörde heißt es: „Das am 24. Januar 1957 eröffnete, 14-stöckige Gebäude der Stahlwerke Südwestfalen ist das beste Beispiel einer Bauentwicklung, die in Siegen in der 2. Hälfte der 50er Jahre begann und ihre letzte Ausprägung im Bau des Gerichtszentrums fand. Unseres Wissens nach ist das Gebäude in Siegen das einzige Beispiel für die Übernahme einer modernen Unternehmensrepräsentation und städtebaulicher Vorstellungen aus Großstädten in eine westfälische Mittelstadt.“
Das Gebäude wird gleichgesetzt mit herausragenden Denkmalen wie dem Drei-Scheiben-Hochhaus der Thyssen-AG in Düsseldorf, dem Gesundheitsamt in Dortmund, dem Verwaltungsgebäude der Iduna-Versicherung in Münster oder der Ruhrkohle AG in Essen.
Der Fachbereich für Architektur und Städtebau der Universität Siegen schreibt in seiner Stellungnahme: „Seitens der Stadt Siegen wird das Abrissbegehren offenbar sehr begrüßt, da man im Stadtplanungsamt schon seit Längerem mit dem Gedanken spielt das Gebiet anderweitig zu entwickeln. Damit reiht sich die Stadt Siegen in den Reigen des bundesweit grassierenden Phänomens der gedankenlosen Preisgabe des architektonischen Erbes der Nachkriegsmoderne ein.
Es entspricht anscheinend keineswegs der Intention des Stadtplanungs- und Bauamtes Bauten der Nachkriegszeit durch phantasievollen Umbau zu erhalten und Eigentümer wie Investoren von der Rentabilität und dem Prestigezuwachs deratigen Vorgehens zu überzeugen.
Vor dem dargestellten Hintergrund gilt es jedoch kreativ und zielgerichtet nach denkmalgerechten Nutzungsmöglichkeiten zu suchen und die per Gutachten dargelegte Unzumutbarkeit des Sanierungsaufwandes kritisch zu hinterfragen.
Der enormen baukulturellen Verantwortung gegenüber diesem für Siegen einzigartigen Zeugnis der Nachkriegsmoderne muss sich die Stadtverwaltung und insbesonders die Eigentümerin, die Thyssen-Krupp GmbH stellen.“
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