Die Gemeinde Uster in der Schweiz verschenkte zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Grundstück von einem Hektar an die gemeinnützige Stiftung Wagerenhof. Die Vision: Ein naturnahes, soziales und erlebnisreiches Wohnumfeld schaffen für Menschen mit kognitiver und mehrfach körperlicher Beeinträchtigung. Über die Jahrzehnte realisierte die Stiftung etliche Bauprojekte im Dienste ihrer Ziele, darunter Wohnhäuser, eine Gärtnerei und 2004 einen der ersten integrativen Kindergärten in der Schweiz. Nun gibt es im „Wagi-Dörfli“ einen Neuzugang. Als einer von drei Neubauten des Büros Bob Gysin Partner (Zürich) wurde eine Krippe als Ergänzungsbau zur bestehenden Kita-Einrichtung fertiggestellt.
Der Entwurf geht auf einen Wettbewerbsgewinn aus dem Jahr 2016 zurück. Auf Wunsch der Stiftung ist die rund 350 Quadratmeter große Krippe für Kinder mit und ohne Behinderung als Waldkrippe mit ökologischem Fokus konzipiert. Der eingeschossige Flachbau mit Holzlamellenfassade bezieht und öffnet sich mit seinem Außenbereich auf den angrenzenden prächtigen Baumbestand. Barrierefreie Rampen und Terrassen verbinden den Holzbau direkt mit dem sogenannten Feengarten und einem Spielplatz.
Wie ein kleines Dorf ist auch der Grundriss organisiert. Angelehnt an das Cluster-Prinzip sind die Räume mit ähnlichen Funktionen oder Nutzungen zusammengegliedert. Der umgebende Raum umfließt die Cluster als gemeinschaftlich genutzte Fläche. So nennt sich diese Verkehrs- und Nutzfläche in der Waldkrippe „Multifunktionale Kombizone“, hier befinden sich neben Garderobe auch der Koch- und Essbereich sowie eine Malstation. Die geschlossenen Räume sind als die drei unterschiedlichen Raumzonen Spielen, Schlafen und Büroarbeit organisiert, die Spielräume können je nach Bedarf voneinander abgetrennt oder zusammengeschaltet werden.
Die Krippe ist als Holzelementbau geplant, dessen Körper auf sich selbsttragenden Boxen basiert. Vorfabrizierte Bodenelemente liegen auf einer Stahlträgerunterkonstruktion, die auf Schraubfundamenten sitzt. Ebenso sind die Wandelemente vorfabriziert, die mit feinmaserigem Fichtenholz und formaldehydfreien OSB-Platten im Innenausbau verkleidet sind. Teils rot oder gelb eingefärbt kontrastieren die OSB-Platten mit dem blauen Linoleum des Bodens und tragen zur Vielschichtigkeit und Tiefenwirkung des Innenraums bei. (kg)
Fotos: Dominique Wehrli
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Stefan Lorenz | 21.02.2020 16:25 UhrEin Schuß Konsequenz...
...hätte dem Projekt noch gut getan:
Der Grundriss ist einwandfrei, durchdacht, vielfältig und angemessen. Gut gemacht.
Ich nehme mal an, dass das Budget arg begrenzt war, sodass die Architekten sich auf günstige Materialien und robuste Oberflächen bezogen haben. Auch das ist vollkommen in Ordnung.
Nur, welche Richtung schlägt man dann ein? Die des Weglassens mit hochwertigen Materialien - Stichwort: Sichtbeton und Eichentür? Oder die des Ruppigen, Provisorischen - Stichwort: Eigenbau?
Die OSB-Platten wollen nicht so recht mit den übrigen Materialien zusammengehen, sind zuviel und zuwenig zugleich. Seekieferplatten wären eventuell besser gewesen.