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13.11.2020
Warten auf bessere Zeiten
Kreuzfahrtterminal in Kiel von eins:eins und Architekturbüro Ladwig
Als die Architekturwelt im Jahr 1995 das Kreuzfahrtterminal in Yokohama von Foreign Office Architects und Alejandro Zaera feierte, war wohl nur Wenigen klar, wohin das mit den schwimmenden Kleinstädten einmal führen würde. Trotz anhaltender Proteste von Klimaschützer*innen ist das Geschäft mit der Kreuzfahrt in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen.
Für diese Entwicklung stehen auch die Terminals, die – etwa in Hamburg, Cartagena, Porto de Leixões oder Hongkong – den Übergang zwischen Luxusliner und Festland bewältigen und mehrere Tausend Passagiere in wenigen Stunden ein- und wieder ausschiffen müssen. Es sind Logistikgebäude, deren Aufgabe denen von Flughäfen ähnelt. Es geht um Gepäckabgabe, Sicherheitskontrolle, um Wartebereiche für die Passagiere und „Winkebereiche“ für die, die an Land bleiben. Ein Unterschied zum Fliegen ist jedoch, dass die Vorfreude der Reisenden beim Einsteigen größer als beim Ankommen ist.
In Kiel, wo das Ostseewasser bis ins Zentrum reicht, ist das nicht anders. In der Saison 2018 gingen im gesamten Hafen rund 600.000 Kreuzfahrtpassagiere von Bord, 2019 waren es 800.000. Für dieses Jahr hatte man 190 Schiffsanläufe erwartet, doch nun ist es natürlich vergleichsweise ruhig. Und als im August am Ostseekai das neue Abfertigungsgebäude in Betrieb ging, war die Party kleiner als erwartet. Dabei sei der Bau, so heißt es in der Lokalpresse, bereits für die Abfertigung unter Corona-Bedingungen optimiert.
Die Arbeitsgemeinschaft aus eins:eins architekten Hillenkamp & Roselius Partnerschaft (Hamburg) und Architekturbüro Ladwig (Bordesolm) war nach gewonnenem Wettbewerb 2017 vom Seehafen Kiel mit der Planung beauftragt worden. Für rund 10 Millionen Euro hat sie an das bestehende Terminal aus dem Jahr 2007 angebaut. Somit hat nun jeder der beiden Anleger am Ostseekai ein eigenes Terminal. Der Neubau mit 3.700 Quadratmetern Nutzfläche kann Schiffe mit mehr als 3.000 Passagieren abgefertigen.
Die Architektur spielt mit den üblichen Elementen eines Kreuzfahrtterminals. Die Funktionen sind gestapelt: Im Erdgeschoss die Gepäckhalle, im Obergeschoss Wartebereich und Check-In. Über Gangways geht es direkt ins Schiff. Eine auch für Nichtreisende zugängige Terrasse vermittelt zum Wasser. Die mit Metallpaneelen verkleidete Fassade soll, ähnlich wie das Meer, das Wetter spiegeln. Die Architekten erläutern, dass sie die Gebäudeform aus den Bewegungsströmen der Passagiere und des Gepäcks entwickelt hätten, und dass sie die langgestreckten Strukturen der aufgeständerten Gangways am Kreuzungspunkt der eintreffenden und abreisenden Passagiere zu einem Gebäude geformt hätten. Der bestehende und der neue Terminal bilden nun einen V-förmigen Empfangsplatz zur Stadt. Wer weiß, was hier vielleicht künftig stattfinden wird, wenn die Pandemie überstanden ist. (fm)
Fotos: Meike Hansen. Archimage
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