Im September 2022 ist das neue Krematorium der Landeshauptstadt München im Ostfriedhof in Betrieb gegangen. Der Neubau des Büros Beer Bembé Dellinger (Greifenberg/München) ersetzt einen profanen Vorgängerbau aus den 1970er Jahren, der aus technischen Gründen abgerissen werden musste. Er schließt direkt an die 1929 eröffnete Trauerhalle von Hans Grässel an.
Das Verhältnis des Neubaus zur Friedhofsanlage und zum denkmalgeschützten Bestandsbau war eine zentrale gestalterische Herausforderung, die mit den hochspezialisierten funktionalen Abläufen eines Krematoriums in Einklang gebracht werden musste. Die Architekt*innen entschieden sich für ein Maximum an Zurückhaltung. Sie setzten auf eine helle, schlichte Ziegelhülle und eine flache Kubatur, so dass sich der Neubau der repräsentativen Trauerhalle Grässels klar unterordnet. Die technischen Abläufe verteilen sie auf drei Ebenen, wobei die oberste halbgeschossig ausgebildet wurde und den südöstlichen Endpunkt des im Grundriss dreieckigen Hauses markiert.
Im Inneren bietet das Haus neben dem üblichen Aufbahrungsraum auch die Möglichkeit, der Sargeinfahrt in die Brennkammer beizuwohnen. Dieser letzte Blick auf den Sarg vor der Einäscherung ist vergleichbar mit dem Absenken des Sargs in ein Grab und hilft vielen Trauernden, Abschied zu nehmen.
Laut dem Sankt Michaelsbund des Diözesanverbands München und Freising können bis zu 33 Kremierungen (Feuerbestattung) pro Tag in der neuen Anlage durchgeführt werden. Sie werden in drei sogenannten Ofenlinien im Schichtbetrieb abgewickelt. Da Einäscherungen aus gesellschaftlichen, aber auch finanziellen Gründen seit vielen Jahren immer beliebter werden, ist der Neubau darauf ausgelegt, perspektivisch um eine vierte Ofenlinie ergänzt zu werden. Laut Architekt*innen lagen die Kosten des Hauses (KG 200–500) bei 16,7 Millionen Euro netto. (gh)
Foto: Stefan Müller-Naumann
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In Baunetzwoche#587 stellten wir sehenswerte Krematorien in Flandern vor.
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