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20.11.2015
Symbolische Kreisansammlung
Krematorium in Amiens
In Frankreich wächst die Zahl der Krematorien – kulturelle und rituelle Veränderungen lösen die klassische Erdbestattung zunehmend ab. Das Architektenkkollektiv PLAN 01 aus Paris hat für die Stadt Amiens nun ein Krematorium entworfen, dessen Architektur offen sein soll für die verschiedensten Riten und Spiritualitäten, die heute bei der Einäscherung Verstorbener gewünscht sind.
Von solch einem universalen Gebäude sollte, so der Anspruch von PLAN 01, auch ästhetisch eine Geste der Universalität ausgehen. Die fünf Büros, die an diesem Projekt beteiligt waren (Phileas, Atelier du Pont, Ignacio Prego Architectures, Jean Bocabeille Architecte, KOZ), wählten den Kreis als Grundform für die Architektur des Baus und als Symbol der Allgemeinheit. Er ist Leitmotiv: Die gesamte Anlage ist strahlenförmig, Wege und Gebäudeteile sind an „Zirkelschlägen“ orientiert, die wiederum von einem kreisförmigen Zentrum ausgehen, dem Ort der Einäscherung.
Das gesamte Gebäude besteht aus einer Ansammlung an Zylindern. Diese sind aus Ortbeton angefertigt, der außen in einem Goldton gefärbt und mit einer geriffelten Struktur versehen ist. Verglaste Wände mit gold getönten Einfassungen greifen die vertikale Grafik der Betonfassade auf. Innen setzt sich die Außengestaltung an den Wänden fort, polierter Beton an Decke und Boden verbindet die einzelnen Zylinder schließlich zu einem einheitlichen Raum. Zwei Zeremoniensäle gehen von dem zentralen Krematorium über Verbindungstrakte - die Übergabezimmer für die Asche - ab. An diese Säle schließt sich jeweils ein Versammlungsraum für die Trauernden an. Alle Räumlichkeiten, zu denen auch kleinere Verwaltungszimmer gehören, gruppieren sich um ein gemeinsames Foyer.
Diskretion und Intimität sind die weiteren Motive, die PLAN 01 mit diesem Projekt architektonisch verfolgen. Das Gebäude ist, bis auf das Krematorium selbst, einstöckig. Umgeben von einer Parkanlage, rücken die Architekten es weit von der Zugangsstraße ab. Zur Stadt hin, im Vordergrund, liegt der Eingang, im Hintergrund das Krematorium. Auf beiden Seiten des Gebäudes legen die Architekten Parkplätze an, die nur über schmale Zuwege durch den Park mit dem Neubau verbunden sind. Die Banalität des Alltags soll von diesem Ort fern bleiben, so wie der rechte Winkel von der Anlage verbannt ist, soll es auch das Auto sein. (sj)
Fotos: Takuji Shimmura , Laure Vasconi
Zum Thema:
Monumentale Gedenkstätten, das Grab von Le Corbusier und das Krematorium von Southampton: uncube No. 38: Death
Weitere Beispiele für würdevolles Gedenken auch in der Baunetzwoche#409: Neue Friedhofsarchitektur
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