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08.06.2020

Die Kunst solls richten

Kreativ-Dorf bei Ganzhou von Next Architects


Chinas konsequente Urbanisierung hält nun schon seit Jahrzehnten an. So ist es kein Wunder, dass im Rahmen dieser Entwicklung reihenweise ganze Dörfer aufgegeben wurden. Darunter finden sich durchaus auch Orte, die nicht nur aus sozialer und kultureller, sondern auch aus architektonischer Sicht erhaltenswert wären. Ihnen fehlt aber oft eine ökonomische Perspektive.

Zusammen mit dem niederländischen IVEM Institute for Heritage and Marketing hat das in Amsterdam und Peking ansässige Büro NEXT architects mit seinen chinesischen Partnern und zahlreichen Künstlern eine Strategie entwickelt, um zumindest einem der insgesamt 102 verlassenen Dörfer der Provinz Jiangxi eine neue Zukunft zu eröffnen. Das Dorf Dafang hat eine Geschichte von über 900 Jahren, nur wenige Elemente haben jedoch bis heute überlebt. In den letzten zehn Jahren ist die Bausubstanz stark verfallen. Beteiligt waren außerdem die Landschaftsarchitekten Smartland, die Grafikdesigner Total Design (beide ebenfalls Amsterdam) und die Kuratorin Linda Vlassenrood.

Auf Bestreben der Provinzregierung entstand ein Masterplan für ein nachhaltiges Künstlerdorf unter Beteiligung von chinesischen und holländischen Künstlern. Das ganze Dorf soll dabei zu einem „interaktiven kulturellen Umfeld“ werden, das sich immer wieder neu zu erfinden vermag. Nicht nur Besucher will man so anlocken, sondern langfristig auch neue Bewohner. Laut John van de Water, Partner von NEXT architects in Peking, wird die Wiederbelebung ländlicher Räume eine Schlüsselrolle in Chinas künftiger Entwicklung einnehmen: „Wir glauben, dass man eine Balance zwischen Alt und Neu, Besuchern und Anwohnern, der Geschichte und der Zukunft eines Orts finden muss.“

In Dafang wurden auf drei unterschiedlichen Ebenen Interventionen vorgenommen. Zunächst wurden der öffentliche Raum sowie historisch wertvolle Bauten restauriert. Bei der Instandsetzung kamen auch moderne Elemente zum Einsatz, um eine zeitgenössische Formensprache entstehen zu lassen. Beispielsweise fanden gläserne Dachziegel Verwendung, was mehr Licht in die Bestandsbauten bringt. Außerdem wurde das alte Bewässerungssystem wieder in Betrieb genommen und funktional um eine neue Wasserfilteranlage ergänzt.

Hinzu kamen ein neuer Aussichtsturm sowie eine kleine Veranstaltungshalle im alten Dorfgerichtsgebäude. Deren Ästhetik greife die ausladenden Kronen von Kampferbäumen auf, die jahrhundertelang als natürliche Versammlungsorte dienten. Der Turm verweise auf längst verfallene militärische Befestigungsanlagen, so die Architekt*innen. Ein kleines Kunstmuseum, eine Buchhandlung und Ateliers sollen weiteres Leben ins Dorf bringen.

Das holländisch-chinesische Kooperationsprojekt Dafang wurde im Frühjahr 2020 eröffnet. Mit seiner hoffentlich positiven soziokulturellen Entwicklung könnte es zu einem Rolemodel für die Revitalisierung andere Dörfer werden. Stellt sich eigentlich nur noch die Frage, ob die extrem bearbeitete Ästhetik der Fotos, die an Renderings denken lässt, schon als eine eigene Kunstform verstanden werden kann. (tl)

Fotos: Next Architects



Zum Thema:

www.ivem.nl


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