Im südwestlichen Londoner Stadtviertel Tooting liegt das Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnete psychiatrische Krankenhaus Springfield University Hospital. Auf dem 33 Hektar großen Gelände entstanden nun als Erweiterung des Bestands zwei neue Gebäude für den South West London and St George’s Mental Health NHS Trust, einer Organisation des Nationalen Gesundheitswesens in England. Im 2012 ausgelobten, vom RIBA-Institut finanzierten Wettbewerb konnte sich das Büro C.F. Møller (Aarhus) mit seinem Entwurf durchsetzen. Das Team ist auch für die Planung der Freiräume und Infrastruktur rund um das Krankenhaus verantwortlich. Dabei arbeiteten die Architekt*innen mit dem Londoner Landschaftsarchitekturbüro Farrer Huxley zusammen. Das Projekt mit den zwei Neubauten über 34.300 Quadratmeter Fläche steht im Kontext einer größeren Transformation der Krankenhausumgebung, wobei noch circa 800 neue Wohnungen und ein öffentlicher Park auf einem ehemaligen Golfplatz entstehen sollen.
Der Entwurf für die beiden Neubauten Shaftesbury mit forensischer Abteilung und Trinity mit nicht-forensischer Abteilung basiert den Planenden zufolge – wie schon bei früheren Projekten – auf dem Konzept evidenzbasierter Architektur. Diese zielt darauf ab, mittels architektonischer Elemente – darunter Licht, Akustik und Farben – das geistige und körperliche Wohlbefinden in Krankenhäusern zu verbessern und somit die Heilung zu unterstützen. Für Patient*innen soll eine optimale therapeutische Umgebung, für Beschäftigte und Besuchende eine angenehme Atmosphäre geschaffen werden.
Um dies zu erreichen, führten C.F. Møller zahlreiche Workshops mit Medizin- und Klinikpersonal, Patientenverbänden und Patient*innen durch. Dadurch sollten räumliche Anforderungen ermittelt werden, um auch den unterschiedlichen Krankheitsbildern mit strategischem Design begegnen zu können. Als maßgeblich für die Planung benennt das Team den sogenannten Recovery-Ansatz, der Stärken und Potenziale statt Defizite in den Vordergrund rückt.
Untergebracht wurde in den Neubauten ein breit angelegtes Raumprogramm. Es umfasst ein psychiatrisches Zentrum, stationäre und ambulante Einrichtungen mit 133 Betten, ein Recovery College, Lehreinrichtungen, einige Einzelhandelsgeschäfte und ein Parkhaus. Freier Zugang zu Grün- und Freiflächen, natürliche Belüftung und Tageslicht
innerhalb der Stationen spielten eine besonders wichtige Rolle im Entwurf. Statt monotoner, klinisch wirkender Räume strebten die Architekt*innen die Gestaltung einer abwechslungsreichen, beruhigend und sicher wirkenden Umgebung an. Klare Organisation sowie gute Schalldämpfung und Blickbezüge standen ebenfalls im Fokus. Die Zimmer sollten hell und so einladend wie möglich sein, um positiv auf die Stimmung der Patient*innen zu wirken.
Nach außen hin präsentieren sich die Baukörper mit Fassaden, die mit großflächiger Verglasung und kolonnadenartigen Öffnungen versehen sind. Rotes Ziegelmauerwerk soll den Bezug zum Bestand herstellen. Mehrere Gärten und begrünte Innenhöfe sorgen für die gewünschte Beziehung zum Außenraum. Ein mit Farben und Kunstwerken gestaltetes Atrium und offene Bereiche in der Mitte jeder Station lassen eine helle und luftige Raumwirkung entstehen. Die Patient*innenzimmer fungieren als Rückzugsorte, sind übersichtlich angelegt und mit Fensternischen ausgestattet. Zahlreiche Gemeinschaftsbereiche, die sich teils in wohnlich gestalteten Korridoren mit Einbaumöbeln befinden, bieten Raum für Begegnung und Interaktion. (da)
Fotos: Mark Hadden
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Mehr zum Thema „Heilende Orte“ gibt es in unserem gleichnamigen Themenpaket.
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aja | 24.05.2024 12:42 Uhrtolles projekt
meine vorredner möchte ich fragen, wann sie das letzte mal in einem krankehaus hierzulande waren?
hier haben die kollgen bewiesen, daß ein krankenhaus nicht zwangsläufig wie eine menschenverarbeitende maschine daherkommen muss - chapeau!
dear colleagues, thank you very much for your excellent work!