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17.05.2021

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Bei Hitze von Kurven umschlungen

Krankenhaus im Senegal von Manuel Herz


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Tambacounda liegt in der Trockensavanne Senegals, 35 Kilometer von der Staatsgrenze zu Gambia, 100 Kilometer von derjenigen zu Mali entfernt. Die 107.000 Einwohner-Metropole gilt als heißeste Stadt auf dem Globus. Insofern ist es von Bedeutung, wenn Manuel Herz (Basel) für seine Erweiterung eines regionalen Krankenhauses kaum einen Baum gefällt haben soll. Sein Gebäude legte er serpentinenartig um die bestehende Vegetation herum. Und das ist nur ein Aspekt einer klimatisch angepassten, nachhaltigen Bauweise, in der Manuel Herz einen neuen Trakt für die Geburts- und Kindermedizin des Krankenhauses anlegte. Finanziert wurde das Projekt von der Josef and Anni Albers Foundation sowie von der Stiftung Le Korsa, die schon seit 15 Jahren in der Region aktiv sind. Nach dem bekannten Leitspruch „minimale Mittel für maximale Wirkung“ der Stiftungsgründer Josef und Anni Albers ging Manuel Herz gestalterisch weit über die ledigliche Bereitstellung einer wichtigen medizinischen Infrastruktur für die Region hinaus.

Die bestehende Krankenhausanlage fügt sich aus mehreren niedrigen Kreisbauten zusammen. Die zweigeschossige Serpentine von Manuel Herz schwingt sich nun um den Kreisbau der ehemaligen Kinderklinik. Eine Loggia zieht sich über die ganze Serpentine und verbindet auf einer Bruttogrundfläche von gut 3.000 Quadratmetern etwa 150 Krankenhausbetten, die Hauptteile der Entbindungsstation und die Operationseinheit im Erdgeschoss sowie die Kinderheilkunde im ersten Obergeschoss miteinander. Das Gebäude der ehemaligen Kinderklinik wurde zu einem Wohn-, Büro- und Beratungsraum für beide Kliniken umgebaut und dockt nun durch einen kurzen, überdachten Gang an den Neubau an. Die Länge des Neubaus ermöglicht eine gute Zirkulation von Personal und Patienten entlang der Loggia und beherbergt diverse Gemeinschaftsräume sowohl zwischen den Zimmern als auch in den Höfen, die in den Biegungen der S-Kurve entstehen.

Manuel Herz entwarf die Serpentine aus sieben Meter tiefen Grundelementen mit offenem Korridor und Tonnendecke. Durch die daraus entstehende schmale Breite des Gesamtbaus kann die Luft natürlich zirkulieren und kühlen. Besonders charakteristisch ist das an die Maschrabiyya angelehnte, gitterartige Mauerwerk, dessen Öffnungen die Sonne abhalten und die Luftzirkulation erleichtern kann. Zugleich bildet diese Maschrabiyya aus Ziegeln ein unverwechselbares, visuelles Motiv. Ein zweites Dach deckt das Hauptdach des Erweiterungsbaus ab, wodurch ein Großteil der direkten Sonneneinstrahlung abgehalten wird und ein Kamineffekt entsteht, der die Wärme nach oben und aus den darunter liegenden Räumen ableitet. Nach Angabe der Stiftungen wird im gesamten Bau keine Klimaanlage verwendet. Der Architekt soll in allen Phasen mit lokalen Kräften zusammengearbeitet und vielmehr das Fachwissen vor Ort in seine Architektur integriert haben als internationale technische Standards. (sj)

Fotos: Iwan Baan; Courtesy of Josef and Anni Albers Foundation und Le Korsa


Zum Thema:

Zur historischen Moderne in Afrika und ihre Rolle für die Unabhängigkeit vieler afrikanischer Länder schrieb Manuel Herz auch in der Baunetzwoche#402.


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

claus | 18.05.2021 22:12 Uhr

@joscic

guter punkt vllt. fragt man beim nächsten mal lieber mariam kamara oder jemanden der/die es noch nicht zu bekanntheit gebracht hat. ich finde die ästhetik allerdings nicht unbedingt enthno. eher sehe ich eine klare idee aus wenigen gleichen elementen extrem konsequent umgesetzt; das ist in meinen augen weder herabwürdigung der umgebung noch prahlerei, sondern ein einfach ein gutes haus.

5

joscic | 18.05.2021 17:24 Uhr

Entwicklungshilfe oder Kolonialismus

Es ist zwar ehrenwert und gut gemeint, aber es ist unmöglich, es richtig zu machen. Gibt es vor Ort keine Architekten? Unter "Lokale Kräfte und Fachwissen vor Ort" nutzen kann man dann wohl eher ungebildete Arbeitskräfte und fehlende Fachleute verstehen. Die Ethno-Ästhetik wirkt im Kontext des materiellen Mangels ringsherum als Hinweis. Seht, so können wir Europäer mit Disziplin es selbst mit euren wenigen Mitteln machen.

4

auch ein | 18.05.2021 07:36 Uhr

architekt

ich kann mich @1 nur anschliessen:

zwar aus Europa geplant (warum?), lokales Material, lokale beherrschbare "Technik" , Lokale Wertschöpfung.

Und gut aussehen tuts auch noch !

3

claus | 17.05.2021 23:23 Uhr

klar und einfach aber wunderschön

bei solchen projekten wird es in meinen augen eigentlich immer eklatant, was uns im "entwickelten" westen an materialgefühl und räumlichkeit so alles abhanden gekommen ist. man darf es nicht verklären, arbeit ist dort vermutlich spottbillig in relation zum verwendetem material, aber im deutschen wettbewerbs- und technisiertem bauwesen, wäre ein solches haus undenkbar. leider.

2

Isabella_J | 17.05.2021 20:12 Uhr

Toll

Absolut fantastisches Projekt. Wunderschöne Ziegelwände. Ganz toll. Riesen Lob.

1

KarstenS | 17.05.2021 18:31 Uhr

Gelungen

Wirklich ein gelungenes Projekt. Die Integration lokaler
Technik ist der einzige Weg in sich entwickelnden Regionen zu arbeiten. Der Technik Überfluss des Westens ist hier nicht angebracht. Dabei wirkt das Gebäude sehr zukunftsweisend.

 
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Lokal produzierte Ziegel verbindet Manuel Herz zu einem gitterartigen, an die Maschrabiyya angelehntem Mauerwerk.

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Die bestehende Krankenhausanlage in Tambacounda aus mehreren kreisförmigen Bauten bietet die einzige medizinische Infrastruktur der Region an der  Grenze zu Gambia und Mali.

Die bestehende Krankenhausanlage in Tambacounda aus mehreren kreisförmigen Bauten bietet die einzige medizinische Infrastruktur der Region an der Grenze zu Gambia und Mali.

Der Baumbestand sollte möglichst unberührt bleiben, daher legte Manuel Herz seinen Neubau um die Bäume herum.

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Das Mauergitter sorgt für eine gute Durchlüftung und Kühlung, ruft aber auch ein Spiel mit Licht und Schatten hervor.

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