In Palencia zeigen FRPO Rodríguez & Oriol (Madrid), dass Infrastruktur nicht in banalen Gehäusen verschwinden muss. Vielmehr konnten die Architekt*innen den technischen Anlagen eine Hülle geben, die das Wärmekraftwerk in der nordspanischen Stadt symbolisch überhöht. Denn der Neubau ist nur der sichtbare Kopf der neuen Energieversorgung Palencias.
Das spanische Unternehmen DH Ecoenergías betreibt dort seit letztem Jahr ein unterirdisches Fernwärmenetz. Im Kraftwerk von FRPO wird das Wasser mit Solarenergie und Biomasse erwärmt, die man aus Gehölz-Rückschnitten regionaler Wälder gewinnt. Gegenüber der Wärmeversorgung mit fossilen Energieträgern könne man die Emissionen jährlich um bis zu 25.500 Tonnen CO2-Äquivalenten reduzieren, schreibt DH Ecoenergías auf seiner Webseite. Das entspreche einem circa 95 Prozent geringeren CO2-Ausstoß. Gleichzeitig könnten zu Beginn 25 Prozent an Kosten gespart werden, langfristig sogar noch mehr, so das Energieunternehmen.
Dieses wünschte sich für das Wärmekraftwerk eine Architektur, die das Projekt als Teil der ökologischen Wärmewende kommuniziert. FRPO entwarfen einen massiven Betonsockel mit einer leichten, transluzenten Haube. Zwei große Schiebetore aus galvanisiertem Stahl an den Stirnseiten führen in den Innenraum. Über den geschlossenen Betonwänden stellt sich eine filigrane Stahlkonstruktion spinnenartig auf und trägt die wellenförmigen Polycarbonat-Elemente. Das Galeriegeschoss erlaubt auch für Besucher*innen einen weiten Blick über den Maschinenraum, der schon für sich genommen ästhetisch wirkt. Die diffus leuchtende Hülle gibt alldem einen schönen Rahmen.
„Als finalen Touch“, wie es das Büro beschreibt, steht neben der Kraftwerkhalle ein schlanker Turm, ebenfalls in lichtdurchlässigem Polycarbonat. Dort wird der weiße Qualm ausgestoßen, der beim Filterungsprozess der Abgase in der Anlage entsteht. Insgesamt umfasst der 2023 fertiggestellte Bau knapp 2.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche, er kostete 1,6 Millionen Euro.
Palencia hat nun nicht nur ein ansehnliches Wärmekraftwerk, sondern auch eines der ersten kommunalen Fernwärmenetze auf Basis erneuerbarer Energien des Landes. In Zukunft sollen weitere Projekte dieser Art folgen, schreiben die Architekt*innen und Ecoenergías. Mit Blick auf die hierzulande hakende Wärmewende, ist solch ein Bauwerk sicher ein weiterer guter Anreiz. (mh)
Fotos: Luis Asín
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Infrastrukturbauten, die nicht nur die Energieversorgung sicherstellen, sondern auch gestalterisch auffallen, sind eher rar. Beispiele gibt es dennoch, etwa in Toronto, Helsinki oder Ravenna.
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arcseyler | 07.07.2024 14:48 Uhr........
Welle in Welle in Welle. Wie gestern bei UN Studio Kasten in Kasten. Wie die Selbstgleichheit bei der Mandelbrotmenge. Einfach nur als Trick, um die Objektschranke zu überspringen, den Objektbezug. Um gleichzeitig objektiv und subjektiv zu sein.
Realperspektive und Modellperspektive. Individuell und ganzheitlich.