Die Kemmel-Kaserne im oberbayerischen Murnau gehört zum frühen Werk von Sep Ruf, der sie ab 1938 als leitender Architekt für die Wehrmacht umsetzte. Viel Spielraum hatte er ob der engen militärischen Vorgaben nicht, aber einige Variationen gelangen Ruf trotzdem. So wählte er beispielsweise für die Mannschaftshäuser eine kammartige Anordnung um den Kasernenhof. Nach dem Krieg wurden die Häuser zunächst von der US-Armee und danach von der Bundeswehr genutzt. Später wurde das Gelände als Konversionsfläche mit Wohn- und Geschäftsbauten überplant. Auf einer Brache im östlichen Teil des Areals konnte kürzlich das Büro Kottermair Rebholz (Murnau) einen Neubau für eine Gewerbebaugruppe errichten.
Ziel der Baugruppe war es, möglichst viel nachwachsende Rohstoffe in ihrem Werkhaus einzusetzen. Auch sollten primär regionale Firmen beteiligt werden. Für das dreigeschossige Bürogebäude mit Keller wählten die Architekt*innen schließlich eine Skelettbauweise mit Stützen aus Brettschichtholz. Die schmalere Mittelzone dient dabei der Erschließung von zwei jeweils sechs Meter breiten Nutzungszonen entlang der Längsfassaden. Diese Lösung erlaubte im Zusammenspiel mit dem asymmetrisch angeordneten Erschließungskern aus Sichtbeton flexibel unterteilbare Einheiten in einem breiten Größenspektrum.
Neben den Stützen besteht auch die Tragstruktur der Verbunddecken aus Holz. Über den Balken wurde bei einer acht Zentimeter starken Betonschicht eine Gesamthöhe von gerade mal elf Zentimetern erreicht. Die vorgefertigten Außenwandelemente in Holzständerbauweise erlauben den Anschluss der inneren Trennwände im Raster von 1,25 Metern. Eine Zelluloseeinblasdämmung sichert die thermische Funktion, gegen Hitzeeintrag helfen außenliegende Raffstores. Das Dach ist extensiv begrünt.
Während die Verkleidung der Fassaden im Außenraum nur wenig von den inneren Werten erkennen lässt, sind diese nach dem Betreten des Werkhauses deutlich ablesbar. Die hölzernen Stützen und Decken sorgen hier für einen warmen Kontrapunkt zu den mineralischen Böden. Offen verlegte Kabeltrassen geben den Räumen zugleich einen industriellen Akzent, der dann doch nicht allzu viel Heimeligkeit aufkommen lässt. (sb)
Fotos: Henning Koepke
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