Seit über sechzig Jahren bietet das einstige Produktionsareal der Bandfabrik De Bary im Baseler Osten einem Wohnquartier Platz. Nebst einer Folge von Flachbauten entlang der Gellertstrasse plante das Architekturbüro Suter + Suter zu diesem Zweck vier Scheibenhochhäuser mit jeweils 17 Geschossen. Die Fertigstellung des Ensembles, das inmitten einer parkähnlichen Anlage liegt, erfolgte 1960. Während die straßenbegleitenden Häuser in den letzten Jahren dreigeschossigen Ersatzneubauten wichen, sind an den Stirnseiten der Wohnscheiben vier Punkthochhäuser entstanden. Die bauliche Nachverdichtung folgte Plänen von Morger Partner Architekten, die Freiraumgestaltung einem Entwurf von Westpol Landschaftsarchitektur (beide Basel).
Die neu entstandenen Hochhäuser, die insgesamt 198 Wohneinheiten aufnehmen, ergeben eine Verlängerung der bestehenden Scheiben. Diese Maßnahme entspricht der Forderung der Projektbeteiligten, den städtebaulichen Charakter so weit als möglich zu erhalten. Gleichwohl handelt es sich weniger um eine Fortschreibung der älteren Struktur als um deren Neuinterpretation. Waren es vormals Brandwände, die die Riegel nach Norden und Süden abschlossen, öffnen sich in den neuen Kopfbauten nun dreiseitig Fenster. Zudem sind an den Gebäudeecken Balkone zu finden. Auch wenn die Traufkante der Zubauten ungefähr jener der Bestandsbauten gleicht, verteilen sich über die gesamte Höhe lediglich 16 Etagen. Das soll nicht nur den Eindruck der Monotonie abwenden. Genauso wie die akzentuierte Fuge sorgt diese Modifikation dafür, dass die Intervention ablesbar bleibt.
Im Interesse der Effizienz folgen alle Regelgeschosse eines Hauses dem gleichen Grundrisskonzept. Als Zweispänner bieten zwei der Neubauten Drei- und Viereinhalbraumwohnungen Platz. Die anderen beiden Punkthäuser beherbergen auf jedem Regelgeschoss drei Einheiten mit zwei- oder dreieinhalb Zimmern. Abweichende Wohnungstypen nehmen die Staffelgeschosse ein, die auf jedem der Neubauten die oberste, siebzehnte Etage bilden. Die Bauherrschaft oblag der Allianz Suisse Lebensversicherungsgesellschaft, der Assetimmo Immobilien-Anlagestiftung sowie der Firma De Bary & Co, die heute in der Immobilienbranche tätig ist. (ree)
Fotos: Maris Mezulis
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
1
Moppelhuhn | 13.09.2023 16:47 UhrSchweiz - Deutschland
M.W. sind die Gebäude fast baugleich mit den "Weißen Riesen" in der Siedlung Hochheide in Duisburg. Dort entwickelten sie sich zu Problemhäusern und sind mittlerweile teilweise abgerissen.
In Deutschland findet man solche Gebäude einfach nur häßlich und würde nie auf die Idee kommen, bei Umbauten "den städtebaulichen Charakter so weit als möglich zu erhalten", im Gegenteil, die Gebäude sollen möglichst verschwinden oder farblich so weit verändert werden, daß ihre ursprüngliche Anmutung möglichst nicht mehr erkennbar ist.
Was läuft da anders in der Schweiz?