Kunst im Büro – das gibt es natürlich auf jeder besseren Chefetage. Bei der neuen Konzernzentrale von Krohne in Duisburg ist es aber ein bisschen anders. Das 1921 gegründete Unternehmen – das sich zu den international führenden Herstellern im Bereich Prozessmesstechnik zählt – besitzt nämlich eine eigene Kunstsammlung, die in der neu erbauten Konzernzentrale gezeigt wird. Und zwar weder allein in den Räumen des Managements noch in einer separaten Galerie, sondern auf allen Ebenen des Hauses.
Für die Architekten des anonymen, geladenen Wettbewerbs, den das Traditionsunternehmen 2013 auslobte, war die integrale Einfügung der Kunst in den neuen Verwaltungsbau natürlich eine spannende Aufgabe. Die Büros DHP Architekten (Düsseldorf), Agiplan (Duisburg), Bahl + Partner (Hagen), Thomas Pink/Petzinka Pink Architekten (Düsseldorf) und Baumhauer Architekten aus Berlin stellten sich damals der Herausforderung.
Gewinner des Wettbewerbs waren Baumhauer Architekten, die eine klare Zonierung der quadratischen Grundrisse vorgeschlagen hatten. In die Mitte des siebengeschossigen Hauses legten sie einen kompakten Kern mit den üblichen dienenden Funktionen, dessen geschlossene Außenwände als Hängeflächen für die Kunst konzipiert wurden. Anstelle funktionaler Bürowände waren hier also glatte Flächen ohne störende Schalter, Steckdosen und Türen gefordert – ein ästhetisch beruhigender Kontrast zu den eigentlichen Büroflächen. Diese sind zum „Kunstkern“ hin raumhoch verglast, so dass die Kunst im Büroalltag tatsächlich auch wahrgenommen wird.
Einen gewissen Luxus leistete sich Krohne auch bei den Fassaden. Auf Grund der nahen Autobahn waren die Anforderungen für den Schallschutz hoch. Daneben spielten natürlich auch klimatechnische Gründe eine wichtige Rolle. Realisiert wurde eine Doppelfassade mit dezent geknickten Profilen, die eine subtile Belebung schaffen. Knapp drei Meter hohe Räume und individuell zu öffnende Fenster tragen zusätzlich zur Qualität der Arbeitsplätze bei.
Blickt man von außen auf das Haus, stellt sich die Frage, ob man es hier tatsächlich mit einem Neubau zu tun hat – oder, ob die Architekten einen Bürobau aus den Sechzigern klimatechnisch ertüchtigt haben. Denn deutlich und auf gekonnte Weise denkt das Projekt etablierte formale Lösungen der späten Moderne weiter. Die Kombination von hohem und flachen Bauteil, die klare Ordnung und gute Proportionierung der Fassade, der großzügige Einsatz des Glases, die eleganten Details und der rahmende Abschluss im obersten Geschoss zeichnen den im besten Sinne zurückhaltenden Neubau aus. Nur schade, dass er etwas abseits in einem kleinen Gewerbegebiet steht und somit kaum ins Blickfeld der breiten Öffentlichkeit geraten dürfte. (gh)
Fotos: HG Esch, Jan Bitter
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