Es herrschen klare Hierarchien in der KWB-Leitstelle der Tiroler Wasserkraft AG. Der „massive und eigenständige Solitär“, wie Bechter Zaffignani Architekten ihren Neubau beschreiben, wurde vor wenigen Monaten ganz im Westen Österreichs in dem Ort Silz fertig gestellt: Die einzelnen Funktionseinheiten sind in dem eindrucksvollen Betonkoloss jeweils in aufeinander gestapelten Ebenen untergebracht. Im Jahr 2011 hatte das Büro mit Sitz in Bregenz dazu einen EU-weiten, nicht offenen Wettbewerb gewonnen.
In der grünen Hügellandschaft türmt sich vor dem Besucher ein monumentaler Klotz auf: Das Gebäude der Leitstelle wirkt rau, grau und schroff, aber gleichzeitig auch dynamisch – dank der horizontalen Öffnungen und übereinander gestapelten kantigen Schichten. Diesen „neuen, klaren und expressiven Baukörper“ sehen die Architekten als Ausdruck energetischer Prozesse auf dem Kraftwerksgelände und als die räumliche Mitte des Areals.
Die Kraft des Betons entwickelt sich bei dem Neubau in seiner ganzen Pracht – aber nicht nur die Wahrnehmung der Stärke spielt hier eine Rolle. Vielmehr geht es um die Vorzüge des Materials, was die Belastbarkeit betrifft: Auf das Gebäude wirken hohe interne Lasten, die durch technische Geräte entstehen. Zusätzlich wird durch die einen Meter starke Fundamentplatte, die durch Zugpfähle verankert ist, der Erdbebengefahr vorgebeugt.
Eine Sonderstellung in der Zentrale nimmt die Leitstelle mit einem Kontrollraum ein: „In seiner betonten Vertikalität bekommt der Baukörper noch zusätzlich ein horizontales Moment und schiebt sich mit einer kraftvollen Geste in Richtung Norden“, erläutern Bechter Zaffignani.
Schmale durchgehende Fensterreihen durchziehen die Nord- und die Südfassade. Dagegen bleiben die Ost- und Westseiten geschlossen, da sich die Nutzer blendfreie Büroräume wünschten. Diese geschlossenen Wände übernehmen eine tragende Funktion und sind thermisch von den Innenwänden und Decken entkoppelt.
Flach und langgezogen steht das Besucherzentrum daneben - ebenfalls ein Betonbau mit einer zur Straße hin offenen Fassade. Dagegen zieren nur schmale Oberlichtstreifen die gegenüberliegende Seite, aus denen ein Sichtbezug zur Turbinenhalle möglich ist. (pg)
Fotos: Rasmus Norlander
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gestaltungspolizei | 17.10.2014 10:56 Uhrvöllig unpassend
schrecklich - wie unpassend steht das graue Monster in der Landschaft! Vielleicht würde es in einer heterogenen Großstadtlandschaft eine Ästhetik entwickeln, aber grausam wie unsensibel Architekten die Landschaft mit ihren Selbstzwecken belasten