Versteckt inmitten eines Versailler Stadtblocks erweitern die Pariser Architekten Joly & Loiret auf der Fläche eines Spielplatzes einen existierenden Schulbau um ein Konservatorium – eine Nachverdichtungsmaßnahme, die nicht unbedingt auf den ersten Blick als solche erkennbar ist. Subtil, als wäre er historisch zusammen mit den Bestandsbauten entstanden, vermittelt der Baukörper zwischen der Ebene des Spielplatzes und einer abfallenden Passage, deren Ende am Blockrand mit einer typischen porte-cochère – einst ein überdachtes Kutschentor – abgeschlossen ist.
Mit seiner beigen Klinkerfassade referenziert das Gebäude sehr direkt die Farbigkeit der umliegenden Bauten und auch deren teils grotesk ausdifferenzierten Geometrien aus Erkern, Balkonen oder Schornsteinen scheinen im Dachzuschnitt des Konservatoriums wieder aufgegriffen zu werden. Aber die Schrägen, die die Architekten konzeptuell etwas plakativ als „tanzende Skulptur“ bezeichnen und die damit auch Hinweise auf den Inhalt geben sollen, generieren, ganz nüchtern betrachtet, eindrucksvolle Innenräume.
Die hellen, komplett in Weiß gehaltenen Studios unterscheiden sich in ihrer Atmosphäre stark von den Erschließungs- und Pausenräumen mit ihren Eichenoberflächen, dunklen Tonwänden, dem rostfarbenen Deckenkunstwerk von Marie Maillard und dem gedimmten Licht. Beide Bereiche profitieren jedoch im Obergeschoss von den Oberlichtern, die in die Dachschrägen integriert wurden.
Großzügig geschnittene Fenster in den Tanzräumen – die Pianisten im Erdgeschoss hätten sich diese vielleicht auch gewünscht – fördern eine gewisse Theatralik. Sie konstituieren eine Art Bühne, die das Programm von außen lesbar macht. (df)
Fotos: SCHNEPP • RENOU
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen: