Jackson Pollock findet in der Projektbeschreibung von Dominique Coulon & Associés für ein kürzlich fertiggestelltes Konservatorium im ostfranzösischen Belfort keine direkte Erwähnung. Unübersehbar ist jedoch die Technik des Drip Paintings, die das Straßburger Büro für die markante Fassadengestaltung nutzte. Die weitgehend opake Oberfläche des aus verschiedenen Betonvolumen zusammengesetzten Zentrums für Tanz, Musik und Theater ist mit der – ursprünglich von Max Ernst entwickelten und durch den amerikanischen Maler Jackson Pollock weltweit bekannt gewordenen – Tropf-Maltechnik übersät.
Mit dieser außergewöhnlichen Behandlung der eigentlich betongrauen Oberfläche mit Farbspritzern in zwei Blautönen schaffen die Architekten eine ungewöhnliche Fassadentextur, die stark an die Maserung von Marmor erinnert. Die Innenräume hingegen sind überwiegend schlicht in Sichtbeton und Holzböden ausgeführt.
In der 50.000 Einwohner-Stadt Belfort in unmittelbarer Nähe eines Stadtparks und der Zitadelle gelegen, bieten die Übungsräume Ausblicke ins Grüne. Aus einem der Tanzstudios blicken die Schüler auf den Löwen von Belfort, eine 21 Meter hohe Steinskulptur, die an den Widerstand der Stadt im Deutsch-Französischen Krieg erinnern soll.
Auf einer Nutzfläche von 3.890 Quadratmetern beherbergt die nach dem 2013 verstorbenen Komponisten Henri Dutilleux benannte Schule 32 Unterrichtsräume, sechs größere Klassenräume, vier Proberäume und vier Ateliers sowie ein Auditorium mit 140 und ein Amphitheater mit 70 Sitzplätzen. Ob Orgel, Geige, Klavier oder Oboe – für jedes Instrument gibt es eigens akustische ausgestattete Übungsräume.
Der kompakte Baukörper überrascht im Inneren mit einem Foyer von unerwarteter Größe, das durch die Zusammensetzung der verschiedenen funktionalen Einheiten generiert wird. Ein zentraler Innenhof erscheint im Kontrast zur Außengestaltung in invertierter farblicher Gestaltung und tiefem Dunkel. Erst kürzlich hatten Dominique Coulon & Associés ein Seniorenheim in Bordeaux mit schweinchenrosa Innenhof fertiggestellt. Die Projekte des Büros, wie etwa das Kulturzentrum im burgundischen Venarey-Les Laumes mit seiner eingefärbten Betonhülle oder ein weiteres Kulturzentrum im Norden Frankreichs mit einer matt spiegelnden Stahlverkleidung, zeichnen sich stets durch besondere Fassadengestaltungen aus. (lr)
Fotos: Eugeni Pons
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