Im Frühjahr 2023 beantragte die Peek & Cloppenburg Gruppe mit Sitz in Düsseldorf ein Schutzschirmverfahren, das im Oktober abgeschlossen werden konnte. Als Folge dieser Restrukturierung soll das große Haus des Modeunternehmens an der Zeil in Frankfurt am Main nun grundlegend transformiert werden. Die Eigentümerin James Cloppenburg Real Estate Holding und ihr im April gegründeter Immobiliendienstleister Midstad planen, das Haus zu einer Multi-Use-Immobilie zu entwickeln und dafür die Flächen des Modehauses zu reduzieren. Dieses Konzept verfolgen die Eigentümer auch an sechs weiteren Standorten.
Im Februar dieses Jahres wurde ein kooperatives Konkurrenzverfahren ausgelobt. Neben der Revitalisierung der unteren Bestandsgeschosse war ein Rück- und Neuaufbau der oberen Bereiche des wuchtigen Warenhauses gefordert. Zwei der Teilnehmer – Renzo Piano Building Workshop RPBW (Genua/Paris) und holger meyer architektur (Frankfurt am Main u.a.) – hatten sich bereits vor dem Wettbewerb mit der Aufgabe befasst. Die Jury unter Vorsitz von Architektin Anett-Maud Joppien kürte nun im Juni den Entwurf von RPBW zum Gewinner. Die Preise im Überblick:
Eingeladen zu dem Verfahren waren außerdem
HPP Architekten (Düsselsdorf u.a.),
kadawittfeldarchitektur (Aachen u.a.),
Schmidt Plöcker Architekten (Frankfurt am Main) und
schneider+schumacher (Frankfurt am Main u.a.). Der Entwurf von RPBW, die in den 2000er-Jahren bereits das spektakuläre
P&C-Haus in Köln geplant haben, zeige eine „tiefe Durchdringung der Aufgabenstellung“, so die Jury: „Die Nutzungen sind gut durchmischt und verortet, die Grundrisse werden hochflexibel gestaltet.“
Filigrane und abwechslungsreiche Holz-Glas-Fassaden, dezente Staffelgeschosse und viel Grün auf den Dachflächen prägen den Entwurf. Im lichtdurchströmten Inneren tritt die Holz-Hybrid-Konstruktion deutlich sichtbar zutage. Erreichbarkeit und Durchlässigkeit seien Schlüsselaspekte, so die Architekt*innen, die eine Dreieckserschließung von der Nordseite (Zeil), von Osten (Reineckstraße) und von Westen (Reiffenstein-Platz) vorschlagen. Die rund um die Uhr geöffnete Passage an der Nordseite soll ein durchgehendes Glasdach erhalten.
Durch das multifunktionale Programm könnte sich das neue
Midstad Haus zu einem Ort entwickeln, der rund um die Uhr genutzt werde, heißt es. Über dem reduzierten P&C Modehaus im Bestand soll ein „Playground“ mit Gastronomie, Freizeitangeboten und einer Multifunktionshalle entstehen, die von der Zeil durch die Glasfassade gut einsehbar sein soll. Für viel Diskussion sorgte bereits im Vorfeld die Absicht von Midstad, noch weiter oben im Haus eine zweizügige Grundschule unterzubringen, deren Schulhof auf dem Dach des benachbarten Parkhauses sein soll. Ganz oben soll es Longstay-Appartements und Büros geben.
Der Clou des Entwurfs von RPBW liegt in der Aufstockung ab der fünften Etage. Durch Staffelgeschosse über U-förmigem Grundriss entsteht zur Zeil hin ein begrünter Innenhof. Die Planer*innen reduzieren die geforderte Traufkante des Sockelvolumens um vier Meter, um die dortigen Freiflächen mit dem Dach des nördlich liegenden Parkhauses auf das gleiche Niveau zu bringen. Das Parkhausdach soll mit dem
Midstad Haus über Brücken verbunden und zum
Midstad Park gestaltet werden. So soll dort eine neue grüne Landschaft für das allgemeine Publikum und die Grundschüler*innen entstehen.
Die zweitplatzierten
Meixner Schlüter Wendt schlugen eine gestapelte Stadt vor, die die eigenwillige und kraftvolle Handschrift des Büros trägt. Die Nutzungen je Geschoss lassen sich an der Fassade ablesen, was die Jury kontrovers diskutierte, da das Gebäude dadurch „unflexibel für Veränderungen“ werde. Das Team von
holger meyer architektur (3. Platz) hingegen arbeitete mit zwei separat aufgesetzten Gebäudevolumen, die durch eine Nord-Süd-Passade mit Bezug zum Dom voneinander getrennt werden. Sie setzten auf eine elegante Pfosten-Riegel-Fassadenkonstruktion mit viel Glas, die die Jury mit „same but different“ kommentierte.
Text: Martina Metzner
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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@kardoff | 12.07.2024 10:31 Uhrkunstlicht im kunstbild
Glückwunsch, ich hoffe, es wird so umgesetzt.
In der Realität weiß natürlich jeder, wie leicht Licht im Render manipulierbar ist, ich hoffe, das ist auch bei allen Jurys angekommen. Diese Render sind allenfalls Beweis, dass der Praktikant gut mit Enscape umgehen kann.