Der Erzbischof József Mindszenty war nach 1945 in Ungarn eine zentrale Figur im Widerstand gegen den Kommunismus. Nach mehreren Verhaftungen durch unterschiedliche Regime musste er 1971 ins Exil nach Wien fliehen, wo er 1975 starb. Bis heute wird Mindszenty in Ungarn geehrt und als eine der wichtigsten historischen Personen des Landes betitelt. Daher überrascht es nicht, dass 2022 ein Museum fertiggestellt wurde, das sein Leben und Wirken thematisiert.
Das von Konkrét Stúdió und dem Ingenieurbüro TSPC (beide Budapest) entworfene Mindszentyneum befindet sich in Zalaegerszeg (deutsch Egersee). Hier arbeitete Mindszenty als Religionslehrer, später war er in der Stadt 25 Jahre lang Pfarrer und ließ in dieser Zeit religiöse Einrichtungen und Schulen erbauen. Die kompakte Kubatur des Mindszentyneums wird durch eine Fassade aus weißen, vertikalen Lamellen verschleiert, was auch als Metapher gemeint ist. Laut Architekt*innen soll die Gestaltung an ein seidenes Priestergewand erinnern.
Während die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss hinter den Lamellen eine Glasfassade bekamen, sind die Ausstellungsräume darüber größtenteils geschlossen. Geschoss- und die Traufhöhen sowie die Tiefe des Neubaus orientieren sich am benachbarten, 1890 ursprünglich als Bank errichteten Göcseji Múzem, das sich ebenfalls mit der Ortsgeschichte auseinandersetzt. Vom Vorplatz aus wird das Mindszentyneum über einen kleinen Hof erschlossen, den die Architekt*innen in die Kubatur des Baus einschnitten. Oberhalb des Erdgeschosses wird dieser Vorhof ebenfalls von der Lamellenfassade eingefasst.
Im Erdgeschoss sind neben Kassen, Café und Shop ein Konferenzraum sowie ein kirchlicher Gemeinderaum untergebracht. Ein prominente Treppe windet sich vom Foyer aus hinauf in die Obergeschosse zu den Dauerausstellungen. Diese erläutern neben dem Lebensweg Mindszentys auch die Kirchenverfolgung unter der kommunistischen Diktatur. Im Kellergeschoss befindet sich zudem eine kleine Ausstellungsfläche zu mittelalterlichen Baudenkmälern aus dem Umkreis der Stadt. Der oberste Stock unter dem Mansarddach dient temporären Ausstellungen und Veranstaltungen. Straßenseitig haben die Architekt*innen hier eine große Terrasse eingefügt. Die Bruttogrundfläche beträgt rund 4.100 Quadratmeter. (gk)
Fotos: Krisztina Ancza, Levente Sirokai
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