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01.07.2009

Die Rückkehr der Wabenfassade

Kongresszentrum auf italienischer Insel


Ob die Wabenfassaden an Kaufhäusern in Ost- und Westdeutschland nun zu Recht vor der Ausrottung stehen oder nicht – weltweit betrachtet kann bereits von einem Revival dieser vorgehängten Ornamente gesprochen werden. Jüngster Beweis ist das jetzt von Stefano Boeri Architetti vollendete Projekt auf der Insel La Maddalena etwas nordöstlich von Sardinien.

Das Projekt nutzt das Gebäude eines aufgegebenen Arsenals der italienischen Marine, die hier einen Flottenstützpunkt unterhielt. Insgesamt beansprucht das neue Konferenzzentrum ein Areal von 155.000 Quadratmetern, dazu gibt es einen neuen Anlegesteg für bis zu 700 Boote, denn die Insel erhofft sich (natürlich) vor allem eine Belebung des lokalen Tourismus.

Zu dem Komplex gehören neben einem Hotel, einer Werft für Touristenboote und einer Ausstellungs- und Geschäftshalle auch ein Sport- und Wellness-Zentrum, das im ehemaligen Luftschutzbunker des Stützpunkts untergekommen ist. All diese Nutzungen konnten in bestehenden Gebäuden eingerichtet werden. Die ehemalige nautische Schule wurde dafür komplett entkernt und mit einer neuen, weißen Dachkonstruktion versehen, deren geschwungene Formen an Segel erinnern sollen.

Gänzlich neu wurde nur ein einziges Gebäude ergänzt: der neue Konferenz- und Veranstaltungssaal. Das Obergeschoss ragt betont spektakulär sechs Meter weit über das eigene Sockelgeschoss und die Uferkante, aus gewissen Perspektiven scheint er über dem Wasser zu schweben. Der Saal ist auf allen vier Seiten raumhoch verglast. Um tagsüber die Einstrahlung der Mittelmeersonne zu mindern, liegt er allerdings hinter zwei Lagen einer Wabenfassade. Die Architekten: „Diese neue Landmarke für die Maddalena-Inselgruppe interpretiert das Verhältnis zwischen der Kraft der umgebenden Natur und den rigiden Formen traditioneller italienischer Militärarchitektur.“ Wie der Bau das genau tut, lassen die Verfasser allerdings offen.

Das Projekt wurde in nur 18 Monaten fertiggestellt, denn im Juli hätte hier das Treffen der G8-Staaten stattfinden sollen. Dieses wurde allerdings von der italienischen Regierung kurzfristig nach L'Aquila in den Abruzzen verlegt, also ins Zentrum der im April von einem schweren Erdbeben betroffenen Region. Zur Eröffnungsfeier wird das Gebäude auf Maddalena erst einmal leer stehen. Dafür ist es aber wenigstens nachhaltig – neben der Nutzung von Wind- und Solarenergie ist auch ein System installiert, welches Meerwasser für die Kühlung der Klimaanlagen verwenden kann. Na denn man tau, wie man am Meer so sagt.


Zum Thema:

Mehr zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen im BauNetz Wissen Nachhaltig Bauen


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