„Sozialistische Moderne“ und „internationale Moderne“ – ein Paar von unvereinbaren Gegensätzen? Diese Lesart der Nachkriegsmoderne verleiht noch immer einem durch den Kalten Krieg geprägten Geschichtsverständnis Ausdruck und bedarf laut einer Berliner Initiative einer dringenden Revision. Zwei städtebauliche Gebiete ungefähr gleicher Entstehungszeit machen diese politisch motivierte und ästhetisch zugespitzte Konfrontation in der wiedervereinten Stadt noch heute besonders manifest: Der zweite Bauabschnitt der von 1951 bis 1958 als Stalinallee errichteten Karl-Marx-Allee und das im Zuge der Internationalen Bauausstellung (Interbau) von 1957 neu errichtete Hansaviertel. Unter dem Titel das „Doppelte Berlin“ hat das Land Berlin für beide einen Antrag auf UNESCO-Weltkulturerbestatus gestellt und plädiert damit für eine ausschließlich ganzheitliche Deutung der modernen Strömung – sowohl in ihren an Traditionen als auch der internationalen Avantgarde orientierten Tendenzen.
Mit einer dreitägigen Konferenz wollen ICOMOS, das Landesdenkmalamt und die Akademie der Künste den Berliner Horizont um internationale Perspektiven erweitern. Im direkten Anschluss an den Denkmaltag 2017 werden vom 10. bis 12. September an verschiedenen Berliner Veranstaltungsorten historische Analysen und typologische Vergleiche zum Fallbeispiel öffentlich diskutiert. Ziel der Organisatoren ist das Verständnis einer bis in die Gegenwart anhaltenden „unvollendeten Moderne“, in der Tradition und Fortschritt einander untrennbar durchdringen, obgleich sie unterscheidbar bleiben.
Vielzählige Referenten, unter anderem aus Moskau, Warschau, Tel Aviv und natürlich Berlin, sind hierzu eingeladen. Moderiert werden die einzelnen Panels und anschließenden Debatten von Ramona Dornbusch (Landesdenkmalamt Berlin/ICOMOS), Manfred Kühne (Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Berlin), Bernhard Furrer (Bern, Landesdenkmalrat Berlin/ICOMOS), Marieke Kuipers (Delft University of Technology/ICOMOS), Birgitta Ringbeck (Auswärtiges Amt/Berlin) und Thomas Flierl.
Moderne neu denken – Architektur und Städtebau des 20. Jahrhunderts: Zwischen Avantgarde und Tradition
Eröffnung und Festvortrag
Datum: Sonntag, 10. September 2017, 18 Uhr
Ort: Berliner Rathaus, Rathausstr. 15, 10178 Berlin
Panels: „Die Neue Stadt der Moderne in den 1940er bis 1960er Jahren“
„Die Modernisierung historischer Städte – Transformationen“
„Bau und Gegenbau im Städtebau des 20. Jahrhunderts“ mit anschließendem Filmabend
Datum: Montag, 11. September 2017, 9.30 Uhr
Ort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin
Panel: „Welterbestädte & urbane Welterbe-Kandidaten des 20. Jahrhunderts“ mit anschließender Abschlussdebatte
Datum: Dienstag, 12. September 2017, 9.30 Uhr
Ort: bcc Berlin Congress Center, Alexanderstr. 11, 10178 Berlin
Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei, eine Anmeldung bis Donnerstag, 7. September per Email ist notwendig. Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch mit Simultanübersetzung. Der Einlass für Montag und Dienstag beginnt bereits um 9 Uhr.
Zum Thema:
www.adk.de
www.berlin.de/Denkmaltag
Download:
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