Beim Titel schwingt eine leicht biedermeierliche Tonalität mit, und das dürfte nicht ganz unbeabsichtigt sein: Das „Deutsche Institut für Stadtbaukunst“ der TU Dortmund (Christoph Mäckler, Wolfgang Sonne) veranstaltet am Donnerstag und Freitag in Düsseldorf die „Konferenz zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt No. 2“.
Der Veranstalter postulierte bereits im vorigen Jahr, dass „nach Kriegs- und Wiederaufbauzerstörungen heute eine dritte Welle der Stadtzerstörung“ drohe: durch „eine vor allem nur ökonomisch, sozial, politisch, verkehrstechnisch und ökologisch ausgerichtete Stadtplanung“, durch „flächendeckende Wärmedämmung durch Dämmplattenverpackung“, durch „individualistische Branding-Architektur“, durch „autoverkehrstechnisch konzipierte Straßenbaumaßnahmen“ und nicht zuletzt durch „ausufernde Gewerbegebiete“.
Nachdem im letzten Jahr am Ende der Konferenz zu den genannten Themen „Zehn Grundsätze zur Stadtbaukunst in Deutschland“ (Titel) verabschiedet wurden, sind die diesjährigen Themen der Konferenz „Stadt und Handel“ sowie „Stadt und Energie“.
Unter den angekündigten Rednern, Moderatoren und Diskutanten finden sich neben den Inhabern des veranstaltenden Instituts viele namhafte Architekten und Publizisten, wenn auch die Veranstaltung nicht ganz so prominent besetzt scheint wie die Auftaktkonferenz vor einem Jahr. Eine Reihe davon (nicht alle) verortet man unter einem eher konservativen Stadt- und Architekturbegriff. Eine Auswahl: Werner Oechslin, Harald Bodenschatz, Fritz Neumeyer, Roland Stimpel, Gerwin Zohlen, Dieter Bartetzko, Heinrich Wefing, Hans Stimmann, Klaus Theo Brenner, Dankward Guratzsch, Manfred Hegger, Arno Lederer, Amber Sayah, Hanno Rauterberg, Petra Kahlfeldt, Vittorio Magnago Lampugnani.
Konferenz: Do. 24. 3. 2011, 9.30-22 Uhr: Stadt und Handel
Fr. 25. 3. 2011, 9-18 Uhr: Stadt und Energie
Ort: Rheinterrasse, Joseph-Beuys-Ufer 33, Düsseldorf
Zum Thema:
Programm und Anmeldung: www.dis.tu-dortmund.de
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Gabor Kovacs | 23.03.2011 08:03 UhrSchönheit?...welche Schönheit???
Gibt es das denn..."Die Schönheit der Stadt"? Ja natürlich, und auch wieder nicht, denn bekanntlich liegt Schönheit im Auge des Betrachters. Und leider ist der Blick des durchschnittlichen abendländischen Betrachters nicht gut geschult, wenn nicht gar völlig außerstande zur bewußten Perzeption von "Schönheit". Mitten im 21 Jhr. angekommen verwundert es nicht im geringsten, wenn gleich eine Heerschar von renommierten Architekten feststellen, daß unsere Rollen als Planer und (Mit)Gestalter im Vergleich zum Wachstum der Städte umgekehrt proportional an Bedeutung verlieren. Der Ruf nach einer verstärkten Rollenwahrnehmung der Architekten im Bereich der Stadtbau- und Baukunst klingt nahezu so, als würde man mit aller Gewalt die neumodische Variante des "Homo Universalis" der italienischen Renessaince ins Leben rufen wollen. "Schönheit" als Thema zu einer Veranstaltung zu benennen, die man für 250 Euro erst "erkaufen" muß, wird an dem durchaus berechtigtem Dilemma nichts nachhaltig ausrichten können. Was wir benötigen, ist die Verankerung der Baukunst und Baukultur, als allumfassende "Mitwelt" menschlichen Daseins und Handels, denn wir leben nun mal nicht in der Natur, im originären Sinne. Wir brauchen eine Bildung der Gesellschaft, und zwar in den Schulen, in den Familien, in den Köpfen. Nicht nur in den Köpfen von Politikern und Investoren, die vordergründig die Fäden in der Hand halten. Wir brauchen eine "facebook"-Generation, die geradezu auf qualitätsvolle Lebenräume pocht und diese von einer Gesellschaft auf jeder Ebene einfordert. Ich kann mich nicht erinnern, daß ein Bauherr sich jemals bei der DIN Gesellschaft beklagt hat, die maßgeblich an Schönheit "mitgestalten". Wir werden wieder zur gewünschten Schönheit nur dann finden, wenn eine breite Bewußtseinseben der gebauten Welt geschaffen wird. Zu einer Welt in der nicht nur Architekten, sondern der Normalbürger ebenso glüklich sein werden. Und diese erforderliche Veränderung hat null und gar nichts mit irgendwelchen "Berliner-Traufhöhen" und ähnlichem Fachdiskussionen zu tun. Welche sozial-utopische Vorstellung, wir Architekten könnten die Welt durch selbstempfundene Schönheit maßgeblich positiv verändern.