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14.05.2018

Von Rotterdam an die Donau

Kommentar zum Brückenwettbewerb in Budapest


Von Friederike Meyer

Kopiert er die Erasmus Brücke in Rotterdam oder nicht? Ja, der Entwurf, mit dem UN Studio und Buro Happold Engineering den Wettbewerb um die neue Brücke in Budapest gewonnen haben, erinnert stark an jene Brücke, die nach Plänen der UN Studio-Gründer Ben van Berkel und Caroline Bos 1996 in Rotterdam über die Neue Maas eingeweiht wurde. Der Unterschied: Das Tragwerk der Schrägseilbrücke über die Donau ist gespiegelt oder wenn man so will verdoppelt – statt eines Pylons gibt es zwei. Die Planer sehen darin nicht nur eine Geste der Balance, die ein Tor markiert und keines von beiden Ufern bevorzugt. Sie nehmen auch Bezug auf die anderen Budapester Brücken, die alle mindestens zweifach gehalten werden, heißt es aus dem Büro von UN Studio.

Die Brücke verläuft im ehemals industriellen Süden des Stadtzentrums, soll dort die Entwicklung ankurbeln und nicht zuletzt den Verkehr zwischen den Stadtteilen Buda und Pest aufteilen, um die bestehenden Brücken entlasten. Mehrere hunderttausend Personen werden die neue Brücke täglich queren, die anderen Innenstadtbrücken wird sie um geschätze 55.000 Fahrzeuge entlasten, sagte der Jurypräsident und Regierungsvertreter Balázs Fürjes

Seit den 80er Jahren wird in Budapest über eine neue Donau-Brücke nachgedacht. Bereits 1992 gab es einen Wettbewerb, ohne Ergebnis. Nachdem die Brückenpläne 2001 im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt verankert waren, ging es vorwärts. Und nun scheint auch das Geld für den Bau zusammen – inklusive eines Wettbewerbsbudgets von sage und schreibe 910.000 Euro. Was nicht zuletzt die Brückenplanungsprominenz zur Teilnahme anregen sollte, ein Wettbewerb gilt schließlich als wirksames Instrument des Stadtmarketings.

12 Teilnehmer waren gesetzt, fünf weitere Konsortien kamen nach Bewerbungsverfahren hinzu. Kaum ein international bekannter Name der Brückenplanung fehlte. Eine 23-köpfige Jury, darunter neben vielen Ingenieuren und Planern auch eine Opernsängerin und eine Schauspielerin, entschied Ende April folgendes Ergebnis:
 

  • 1. Preis: UNStudio und Buro Happold Engineering
  • ein 2. Preis: Leonhardt, Andrä und Partner, Zaha Hadid Architects, Werner Consult und Smoltzcyk & Partner
  • ein 2. Preis: Lavigne & Chéron Architects, Bureau d'Etude Greisch, Közlekedés Consulting Engineers and Geovil
  • Anerkennung: Knight Architects und Ove Arup & Partners
  • Anerkennung: SpeciálTerv, Pipenbaher Inzenirji und Bright Field Studios
  • Anerkennung: Pont-TERV design office
 
Als „statisch sinnvoll, ästhetisch ansprechend, schlank und stadtbildverträglich“ beurteilte die Jury ihre durchaus nachvollziehbare Entscheidung für den siegreichen Zwei-Pylon-Brückenentwurf mit drei Fahrspuren in jeder Richtung und einer Straßenbahntrasse in der Mitte. Inwiefern der Erfolg der Erasmusbrücke hier miteinschieden hat, wird wohl Geheimnis der Jury bleiben. Unverständlich bleibt aber vor allem, warum der an Lautstärke und Ignoranz jeglicher Bemühungen um schlanke Tragwerke kaum zu überbietende Entwurf vom Team um Zaha Hadid einen 2. Preis bekam. Der Betreiber des Brückenblogs happypontist fragt zurecht, warum die Jury ein Konzept würdigt, das in der Mitte des Flusses eine fette Stütze platziert, die doch so einfach zu vermeiden wäre. Das Wissen um die ebenfalls von Zaha Hadid Architects geplante, statisch völlig unökonomische Sheikh Zayed Brücke in Abu Dhabi wird die Jury hier wohl kaum beeinflusst haben. Oder muss bei Brückenbauwettbewerben inzwischen jeder Entwurf irgendwie an ein prominentes Vorbild erinnern, um einen Preis zu bekommen?


Zum Thema:

www.newdanubebridge.com



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Zu den Baunetz Architekt*innen:

UNStudio
Buro Happold


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1. Preis UNStudio und Buro Happold Engineering

1. Preis UNStudio und Buro Happold Engineering

Offensichtliches Vorbild: Die Erasmusbrücke in Rotterdam wurde von den UN Studio-Gründern Ben van Berkel und Caroline Bos entworfen und 1996 eröffnet.

Offensichtliches Vorbild: Die Erasmusbrücke in Rotterdam wurde von den UN Studio-Gründern Ben van Berkel und Caroline Bos entworfen und 1996 eröffnet.

Ein 2. Preis: Lavigne + Chéron Architects, Bureau d'Etude Greisch, Közlekedés Consulting Engineers and Geovil

Ein 2. Preis: Lavigne + Chéron Architects, Bureau d'Etude Greisch, Közlekedés Consulting Engineers and Geovil

Ein 2. Preis: Leonhardt, Andrä und Partner, Zaha Hadid Architects, Werner Consult und Smoltzcyk + Partner

Ein 2. Preis: Leonhardt, Andrä und Partner, Zaha Hadid Architects, Werner Consult und Smoltzcyk + Partner

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