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28.08.2019

Das Potenzial der Magistralen

Kommentar zum 7. Bauforum in Hamburg


Es war die größte Planungswerkstatt in der Geschichte von Hamburg. Das 7. Internationale Bauforum 2019 suchte nach neuen Impulsen für die Stadtentwicklung – an den großen Ausfallstraßen und den anliegenden Quartieren.

Von Friederike Meyer


Das Bauforum ist eine Hamburger Institution. Im Jahr 1984 vom damaligen Oberbaudirektor Egbert Kossak als zweitägiger Kongress für rund 200 Fachleute aus der Taufe gehoben, hat es seitdem immer wieder wichtige Themen der Stadtentwicklung gesetzt. Von Projekten für das Elbufer (1985) über die HafenCity (1989) bis zum „Sprung über die Elbe“, mit dem das 6. Bauforum unter Oberbaudirektor Jörn Walter im Jahr 2003 die IBA einläutete. Ganze 16 Jahre später, beim 7. Bauforum lenkt Franz-Josef Höing, seit November 2017 Hamburgs Oberbaudirektor, den Blick auf die Magistralen der Stadt. „Auf und an diesen Straßen liegen die Themen der nächsten 20 bis 30 Jahre in der Stadtentwicklung", sagt er.

Über 200 Experten und rund 8.000 Besucher*innen des Rahmenprogramms, so lautet das quantitative Ergebnis. Sechs Tage lang, heißt es in der Pressemitteilung, arbeiteten 14 Teams aus Architektur, Stadt, Landschafts- und Verkehrsplanung an Entwürfen für die 8 bis 20 Kilometer langen Stadträume an sieben großen Ausfallstraßen. Mit bildhaften Bezeichnungen geizen die Vorschläge nicht. Sie reichen vom ‚Kartoffelplan‘, der die Nachbarschaften entlang der Magistralen definiert, bis zur Parade der großen ‚Elefanten‘, womit die Solitärbauten der 1960er und 70er Jahre in der City Nord gemeint sind, die einen neuen Eingang zum Stadtpark definieren. Aus der Auseinandersetzung mit dem Ring 2 ist die Idee zu einem urbanen ‚Milky Way‘ entstanden, der die Hierarchien des Straßennetzes in Frage stellt und eine Neuaufteilung anbietet. Aus der B 5 nach Bergedorf könnte eine ‚Park Lane‘ erwachsen, Bergedorf könnte zur ‚Berge-City‘ werden, Billstedt einen ‚Billstedter Balkon‘ erhalten.

Dorothee Stapelfeldt
, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, gab sich mit dem Ergebnis zufrieden: „All die Ideen aus den Teams werden uns bei der Entscheidung helfen, wie wir die Magistralen auch im Dialog mit den 140.000 Anwohnerinnen und Anwohnern zu einem lebenswerten, öffentlichen Raum umgestalten können.“ Die Entwürfe des Bauforums sollen nun aufbereitet und veröffentlicht werden. Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen will gemeinsam mit den Bezirken entscheiden, welche Ideen umgesetzt werden.

Was dabei herauskommt, werden wir erst in Jahren beurteilen können. Aktuell aber ist sicher: Der inhaltliche Aufschlag von Franz-Josef Höing und dem Bauforum zeigt in die richtige Richtung. Während sich Berlin mit der Diskussion um die Mietpreisbremse in stadtentwicklungspolitischer Schadensbegrenzung verliert, befasst sich Hamburg bereits jetzt mit dem, was die große Stadt künftig zusammen halten wird. Genau das sollte vorausschauende Stadtentwicklungsplanung tun. Noch sind etwa die Kieler Straße, die Wandsbeker Allee, die Cuxhavener Straße und die Meiendorfer Straße von Pendlerströmen belastet, noch sind sie vergleichsweise wenig dicht bebaut. Doch was passiert, wenn die Lärm- und Abgasemissionen zurückgehen sollten und es noch schwieriger wird, in der Innenstadt freie Flächen für den Wohnungsbau zu finden? Spätestens wenn die Mobilitätswende kommt, wird das Potenzial dieser Räume sichtbar. Nicht zuletzt eröffnet der Fokus auf die Ein- und Ausfallstraßen, der mindestens Verkehr, Grünraum und Hochbau umfasst, eine Chance für das vernetzte Planen von Behörden, die traditionell eher nebeneinanderher arbeiten.


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Abschlusspräsentation Bauforum Hamburg 2019

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Franz-Josef Höing, Jörn Walter und Dorothee Stapelfeldt im Gespräch

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Auf dem Boden sind die Stadträume um die sieben Hamburger Ausfallstraßen markiert.

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Schwarzplan Hamburger Magistralen

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